Der Abfall-Sack könnte bald fünf Stutz kosten
Wird der Schweizer Kehrichtsack zum Luxusgut? Wegen teurer CO₂-Abscheidung könnte der 35-Liter-Sack bis 2050 fast fünf Franken kosten.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Gebühr soll die CCS-Technologie der Kehrichtverbrennungsanlagen finanzieren.
- Der Sackpreis könnte damit von heute 1.60 auf bis zu 4.70 Franken steigen.
- Die Pilotanlage in Niederurnen soll 100'000 Tonnen CO₂ jährlich abscheiden.
Der Schweizer Kehrichtsack wird schon heute oft als teuer empfunden. Doch das könnte erst der Anfang sein.
Wegen des geplanten Umbaus in den Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) dürfte der Preis eines 35-Liter-Sacks bis 2050 massiv steigen. In einzelnen Städten drohen fast fünf Franken pro Sack, berichtet die «NZZ».
Der Grund: Die Abfallbranche muss ihre Anlagen klimaneutral machen. Die KVAs sollen CO₂ künftig direkt aus den Abgasen herauswaschen, verflüssigen und im Ausland tief im Meeresboden einlagern.
Starker Abbau ab 2030 geht richtig tief ins Portemonnaie
Die «Carbon Capture and Storage»-Technologie (CCS) ist zentral für das Netto-Null-Ziel des Bundes. Doch sie ist extrem teuer.
Der Preis dafür landet am Ende... im Abfallsack.
Zum Start fordert die Branche eine neue nationale Klimagebühr von zehn Franken pro Tonne Abfall. Für Haushalte bedeutet das nur fünf Rappen mehr pro Sack.
Doch gemäss Bundesfahrplan soll die CO₂-Abscheidung ab 2030 stark ausgebaut werden. Wenn alle KVA bis 2050 mit CCS ausgerüstet sind, dürfte die Gebühr kräftig steigen.
Fünf Stutz in Basel für einen Abfall-Sack
Die Folge: In Zürich würde der 35-Liter-Sack von 1.60 auf 3.60 Franken klettern.
In St. Gallen auf vier und in Basel gar auf 4.70 Franken.
Die Sackgebühr würde damit nahezu verdoppelt oder sogar verdreifacht.
Hintergrund ist die Pilotanlage in Niederurnen GL. Sie könnte ab 2030 jährlich 100’000 Tonnen CO₂ abscheiden.
Doch der Betrieb kostet rund 40 Millionen Franken pro Jahr – zu viel für die kleinen Gemeinden im Glarner Unterland. Ohne landesweite Finanzierung sei das Projekt unmöglich, warnt die Branche.
Politisch erhält die Klimagebühr Unterstützung von Mitte- und Grünen-Vertretern, die darin ein notwendiges Instrument sehen: fairer CO₂-Preis, Klimaschutz und Anreiz zur Abfallreduktion.
Politische Lager uneinig wegen der neuen Gebühr
SVP und FDP halten dagegen und sprechen von einer versteckten Klimaabgabe, die Haushalte unzumutbar belaste. Zudem bezweifeln sie den Nutzen, CO₂ per Bahn und Schiff Tausende Kilometer nach Nordeuropa zu transportieren.
Der Bund wiederum setzt klar auf CCS. Energieminister Albert Rösti hat mit Norwegen bereits ein Abkommen über CO₂-Speicherstätten geschlossen.
Langfristig sollen Pipelines Kosten senken: von heute 400 auf 180 Franken pro Tonne. Insgesamt rechnet der Bund aber mit bis zu 16 Milliarden Franken Investitionen für das System.
Damit ist klar: Will die Schweiz klimaneutral verbrennen, wird es teuer.
Und der Kehrichtsack könnte schon bald einen Fünfliber kosten.











