Nigerianer in Italien durch Schläge getötet
Mitten am Tag kommt es in der Einkaufsstrasse des Adria-Küstenortes Civitanova Marche zu einem brutalen Angriff - ein Nigerianer stirbt.

Das Wichtigste in Kürze
- In Italien wurde Mann mit nigerianischen Wurzeln ermordet.
- Der Täter verfolgte den 39-jährigen und prügelte ihn zu Tode.
- Die Polizei geht nicht von rassistischen Motiven aus.
Die tödliche Attacke auf einen Strassenhändler am helllichten Tag im Adriaküstenort Civitanova Marche hat in Italien grosses Entsetzen ausgelöst. Der 39-jährige Nigerianer sei von einem 32 Jahre alten Italiener angegriffen und zu Tode geprügelt worden. Das erklärte die Polizei in der mittelitalienischen Kleinstadt am Samstag auf einer Pressekonferenz.
Der mutmassliche Täter habe sein Opfer verfolgt, mit dessen Krücke zu Fall gebracht und mehrmals zugeschlagen. Anschliessend habe er das Handy des Mannes mitgenommen. Die Polizei nahm den 32-Jährigen wegen des Verdachts auf vorsätzliche Tötung und Raub fest.
Polizei: Keine Anzeichen für rassistische Tat
«Es war unmöglich, die beiden zu trennen, dieser Typ war grausam», sagte ein Augenzeuge der Zeitung «La Repubblica» (Sonntag). Er habe ihn angeschrienen: Hör auf, du bringst ihn um. Danach habe er die Krücke weggetreten, aber der Angreifer sei mit blossen Händen weiter auf den 39-Jährigen losgegangen.
Nur wenige Minuten dauerte das Verbrechen auf der sonst belebten Einkaufsstrasse im Zentrum der Stadt. Online kursierte ein Video, auf dem zu sehen war, wie der Angreifer sein Opfer am Boden liegend attackierte. Im Hintergrund sind Menschen zu hören, die «hör auf» oder «rufe jemand doch die Polizei» schreien.

Der Fall löste landesweit Entsetzen aus - auch, weil offenbar niemand zu Hilfe kam. Im italienischen Fernsehen sagte ein Passant, der Mann sei nur wegen seiner Hautfarbe getötet worden. Die Polizei hingegen betonte, es gäbe keine Anzeichen für eine rassistische Tat.
Als Auslöser des Verbrechens vermuteten die Ermittler eine übertriebene Reaktion des Verdächtigen. Das Opfer hatte versucht, dem Mann und seiner Partnerin etwas zu verkaufen und bat danach um eine Spende. Der Mann war laut Medienberichten ein bekannter Strassenhändler in der Gegend.
Angreifer bittet Familie um Entschuldigung
Der Angreifer liess über seine Anwältin bekannt geben, dass es ihm Leid tue. Er bitte die Familie des Toten um Entschuldigung. Laut «La Repubblica» will die Anwältin ein Gutachten anfordern, weil ihr Mandant psychische Probleme haben soll.

Der Regionalpräsident der Region Marken, wo Civitanova Marche liegt, sprach auf Facebook von «wahnsinniger und beispielloser Gewalt». Die Region will ihm zufolge in einem möglichen Gerichtsprozess als Zivilpartei auftreten.
Der Bürgermeister von Civitanova Marche, Fabrizio Ciarapica, traf am Samstag die Frau des Toten am Tatort, wo Menschen Blumen niederlegten. «Die Stadt ist erschüttert und gezeichnet vom Schmerz», schrieb er auf Facebook. Zahlreiche Menschen aus der afrikanischen Gemeinschaft protestierten vor Ort und riefen «We want justice» (Wir wollen Gerechtigkeit). Auch Politiker von linken bis rechten Parteien in Rom drückten ihr Entsetzen über das Verbrechen aus.