Nicht nur Koch: Die Schweiz hat noch einen zweiten Papst-Kandidaten
Der Schweizer Kardinal Kurt Koch gilt als «papabile». Gleiches gilt für den Schweden Anders Arborelius. Dieser hat bedeutende Verbindungen ins Tessin.

Das Wichtigste in Kürze
- Offiziell gilt nur ein Schweizer Kardinal als «papabile» – Kurt Koch.
- Allerdings ist der schwedische Papst-Anwärter Anders Arborelius quasi ein «Hiesiger».
- Er ist im Tessin geboren und verbringt immer wieder Zeit in Lugano.
Die Schweiz und Schweden werden – zumindest ausserhalb von Europa – gerne mal verwechselt. Wobei das mit Blick auf die anstehende Papstwahl gar nicht mal so abwegig ist.
Denn Anders Arborelius, ein möglicher Franziskus-Nachfolger aus Schweden, hat einen bedeutenden Schweiz-Bezug.
Offiziell hat die Schweiz mit Kurt Koch nur einen Kardinal, dem das Papstamt zugetraut wird. Für den zweiten Schweizer Kardinal Emil Paul Tscherrig gilt das nicht. Dank Arborelius hat die Eidgenossenschaft aber dennoch ein zweites Eisen im Feuer.
Arborelius: «Verbindung mit Lugano ist sehr stark»
Konkret ist Arborelius im Jahr 1949 in Sorengo in der Region Lugano geboren. Dies während einer Reise seiner Familie ins Tessin. Allerdings ist die Sonnenstube für ihn weit mehr als ein «zufälliger» Geburtsort.
Gegenüber dem Tessiner Radio und Fernsehen RSI erzählt Kardinal Arborelius: «Die Cousine meiner Mutter hat immer in Lugano gelebt.» Er selbst habe als Kind drei bis vier Monate in der Stadt gewohnt.
Er sei oft nach Lugano zurückgekehrt – auch als Priester. Im vergangenen Jahr kam er sogar erstmals als Kardinal ins Tessin. «Meine Verbindung mit Lugano ist sehr stark», hält der mögliche Nachfolger von Papst Franziskus fest.
Dazu kommt auch ein weiterer wichtiger Bezug. Die frühere Priorin der in Paradiso bei Lugano ansässigen Santa-Brigida-Schwestern sei Schwedin gewesen. «Sie war eine Freundin der Familie», so Arborelius.
Die Tessiner Nonnen haben auch eine wichtige Rolle dabei gespielt, dass Arborelius überhaupt Katholik wurde.
Er ist nämlich erst mit 20 konvertiert. In Paradiso sei er zum ersten Mal mit der katholischen Kirche in Kontakt gekommen, erzählt er. Dank der Schwestern habe er sich dann Schritt für Schritt dem Katholizismus angenähert.
Der erste Kardinal aus dem Norden
Schweden selbst ist nicht als katholische Hochburg bekannt. Nur rund 1,5 Prozent der Bevölkerung sind Katholiken. Ähnliches gilt für andere nordische Länder.
Umso erstaunlicher scheint es, dass Papst Franziskus mit Arborelius just einen Schweden zum Kardinal ernannte. 2017 wurde der gebürtige Tessiner nämlich sogar zum ersten Kardinal aus Nordeuropa.

Das sei typisch für Franziskus, sagt der Kardinal selbst. Die Peripherie sei dem argentinischen Papst wichtig gewesen.
«Er hat entschieden, einen Kardinal für diese kleinen Kirchen zu ernennen.» Tatsächlich ist die Kirche in Schweden zuletzt gewachsen – wohl auch dank Franziskus.
Wie gross die Chancen von Arborelius auf das Papstamt sind, lässt sich nur schwer beurteilen. Zu den ganz grossen Favoriten gehört der Tessiner Schwede sicherlich nicht.
Allerdings dürfte die Zusammensetzung des Konklaves Raum für Überraschungen bieten. Nicht von ungefähr kommt der Spruch: «Wer als Papst ins Konklave hineingeht, kommt als Kardinal heraus.»
Auch Arborelius betont gegenüber RSI diese Unklarheit. «Ich kannte bisher nur wenige Kardinäle, wir kennen uns kaum.»
Die Atmosphäre sei schön, aber es gebe zwischen den Wahlberechtigten auch grosse Unterschiede. Entsprechend werde es nicht einfach, einen würdigen Nachfolger zu finden – man brauche Zeit.
Start der Papstwahl am 7. Mai
Das Konklave beginnt am kommenden Mittwoch, am 7. Mai – genauer gesagt am späten Nachmittag. An diesem Tag gibt es lediglich einen Wahlgang. An den weiteren Tagen sind es jeweils zwei am Vormittag und am Nachmittag – bis ein Papst gewählt ist.

Dafür braucht ein Kandidat eine Zweidrittelmehrheit. Entsprechend kann das Konklave mehrere Tage oder sogar Wochen dauern. 135 Kardinäle wären wahlberechtigt – wobei zwei von ihnen abgesagt haben.