Tage nach dem verheerenden Erdbeben werden noch immer Menschen lebend aus Trümmern gerettet. Doch bei vielen von ihnen folgt dann der sogenannte Bergungstod.
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Rettungskräfte ziehen einen syrischen Migranten aus den Trümmern eines zerstörten Gebäudes in Antakya, Südtürkei, Sonntag, 12. Februar 2023. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der Toten nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien steigt auf über 35'000.
  • Dennoch können Rettungskräfte immer noch Menschen lebend aus den Trümmern befreien.
  • Viele sterben danach trotzdem, ohne dass die Ärzte vor Ort etwas dagegen tun können.

Die Zahl der Todesopfer nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet steigt weiter. Am Sonntag wurde die Schwelle von 35'000 bestätigten Opfern überschritten. Und es werden noch viel mehr Opfer befürchtet.

Suchtrupps und Rettungskräfte geben ihr Bestes, um auch eine Woche nach dem Erdbeben Menschen lebend aus den Trümmern zu bergen. Das gelingt ihnen auch immer wieder.

Aber: Bei diesen Geretteten folgt kurz danach oft der plötzliche Tod. Mediziner sprechen dabei vom sogenannten Bergungstod.

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Noch immer suchen Rettungskräfte in den Trümmern nach Überlebenden-
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Auch rund eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben werden noch Menschen lebend aus den Trümmern geborgen, wie hier die elfjährige Lena Maradini in Hatay.
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Doch nicht immer stehen die nötigen medizinischen Mittel nach der Bergung zur Verfügung.
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Bei den lebenden Verschütteten kann es nach der Rettung zu einem Nierenversagen oder auch zu Herz-Rhythmus-Störungen kommen.
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Auch aus anderen Gründen kann es nach der Rettung zum Bergungstod kommen.

«Die Betroffenen haben eine Crush-Niere», erklärt Allgemeinmediziner Christoph Specht gegenüber «RTL» einen der Gründe. Dabei sei es nicht die gequetschte Niere selbst, die zum Tod führe. Sondern das gequetschte Gewebe führe zu einer tödliche Niereninsuffizienz. Das sei typisch für Erdbebenopfer.

Nierenversagen und Herz-Rhythmus-Störungen nach Erdbeben

«Die Blutgefässe und Muskeln werden an einer bestimmten Stelle gequetscht. Das Gewebe wird nicht mehr versorgt», erläutert der Arzt. Das habe auch den Vorteil, dass die durch die Quetschung des Muskels entstehenden Stoffwechselprodukte nicht in den Organismus gelangen würden.

Bei der Rettung komme es dann aber zu einem schnellen «Wieder-Einstrom» des Blutes. «Und das führt sehr schnell zu einem akuten Nierenversagen.»

Das sei dann meistens leider auch nicht medizinisch durch eine Dialyse aufzufangen. Zudem würden die nötigen medizinischen Mittel in den meisten Katastrophengebieten akut nicht zur Verfügung stehen.

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Der Bergungstod könne aber auch mit dem Blutkreislauf und der Lagerung der Geretteten zu tun haben. Diese werden mittlerweile – nachdem sie länger eingeklemmt waren – im Liegen transportiert, obwohl sie theoretisch laufen könnten. «Das ist ganz wichtig, denn dieser Wechsel von waagerecht zu aufrecht führt häufig zu unbeherrschbaren Herz-Rhythmus-Störungen», sagt Specht.

Die seien ebenfalls vielfach nach der Rettung akut nicht behandelbar. Hinzu kämen weitere medizinische Ursachen für den Bergungstod. «Die genauen Gründe kennt man da nicht.»

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