Nach Angriff: Jetzt spricht SPD-Politikerin das erste Mal
Anfang Oktober wurde die frisch gewählte Bürgermeisterin von Herdecke (D) bei einem Angriff schwer verletzt. Nun meldet sie sich erstmals zu Wort.

Das Wichtigste in Kürze
- Iris Stalzer wurde Anfang Oktober von ihrer Adoptivtochter lebensbedrohlich verletzt.
- Nun hat sie ihr erstes Interview nach dem Angriff gegeben.
- Am 4. November wird die SPD-Politikerin offiziell als Bürgermeisterin vereidigt.
Der Messerangriff auf die frisch gewählte Bürgermeisterin von Herdecke (D) erschütterte Anfang Oktober Deutschland.
Schnell wurde von einem politischen Hintergrund ausgegangen. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz verurteilte die Tat auf der Plattform X als «abscheulich».
Später zeigten die Ermittlungen der Polizei, dass die 17-jährige Adoptivtocher von Iris Stalzer ihre Mutter angegriffen hatte.
Erstes Interview nach Angriff
Jetzt, drei Wochen nach der Tat, spricht Stalzer erstmals öffentlich – und findet teils kritische Worte.
Im Gespräch mit der «Westfalenpost» sagt sie: «Ich will jetzt Herrn Merz keinen Vorwurf machen und mir ist auch klar, dass wir in einer schnelllebigen Zeit leben.»
Aber sie finde es «extrem schwierig», sich binnen Minuten zu Dingen zu äussern, «von denen man so wenig weiss».
Die 57-Jährige will weiterhin am 4. November ihr Amt als Bürgermeisterin antreten. Nach dem Angriff habe sie sich mit ihrer Partei beraten.
«Da war auch nicht die Frage ‹Will ich das noch?›, sondern ‹Wollt ihr das noch?›. Und da kam ein ganz klares ‹Ja› von allen Seiten», so die SPD-Politikerin.
Ihr Mann habe von Anfang an hinter der Kandidatur gestanden. Stalzer hält fest: «Wenn ich gesundheitlich zu angeschlagen gewesen wäre, wäre das eine andere Geschichte gewesen. Aber da habe ich grosses Glück gehabt.»
Stalzer: Für die meisten ist das Leben kein Ponyhof
Sich aus der Politik zurückzuziehen, kommt für sie nicht infrage. Schliesslich mache sie seit 20 Jahren Kommunalpolitik.
Stalzer stellt klar: «Wenn nur Menschen mit perfekten Familien sich engagieren dürfen, verzerrt das unsere Gesellschaft sehr. Für manche mag das Leben ein Ponyhof sein, für die meisten ist es das nicht.»

Auch die gesellschaftliche Ungleichheit thematisiert die Politikerin in dem Interview. Denn: Ihren Mann habe keiner gefragt, wie er seinen Job künftig mit der «familiären Belastung» weitermachen wolle.
«Ich glaube, da sind wir immer noch sehr in dieser Rolle: Frauen müssen sich erklären und Männer nicht», so Stalzer.
Bürgermeisterin: «Gesundheitlich geht es mir gut»
Die Politikerin wurde am 7. Oktober mit schweren Stichverletzungen in ihrer Wohnung aufgefunden. Eine Weile lang schwebte Stalzer in Lebensgefahr.
Heute sagt die Politikerin: «Gesundheitlich geht es mir gut. Was natürlich eine unfassbare Belastung ist, ist dieses Drumherum.»
Mit dem Medienrummel habe sie nicht gerechnet. «Ich bin auch keine Bundespolitikerin oder ein Mensch, der irgendwie bundesweit Bedeutung hat», sagt sie. An der einen oder anderen Stelle seien ihrer Meinung nach rechtliche Grenzen überschritten worden.
Zu den laufenden Ermittlungen gegen ihre Adoptivtochter wegen gefährlicher Körperverletzung äussert sich Stalzer nicht.




















