Die Mutter einer bei dem Lkw-Anschlag in Nizza getöteten Schülerin aus Berlin hat am Mittwoch vor Gericht eine bewegende Aussage gemacht.
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Angeklagte beim Nizza-Prozess - AFP/Archiv

«Sie war gerade 18 geworden, aber immer noch mein kleines Mädchen», sagte sie über ihre Tochter Salma, die bei dem Anschlag eines Dschihadisten 2016 auf der Uferpromenade von Nizza getötet worden war. «Sie wollte noch so viel von der Welt sehen», fügte sie hinzu. «Es ist ungerecht.»

Bei dem Anschlag eines Dschihadisten auf der Uferpromenade von Nizza waren 86 Menschen getötet worden, mehr als 400 wurden verletzt. Der Täter wurde von der Polizei noch am Tatort erschossen.

Salma war mit ihrer Klasse der Berliner Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule auf Abschlussfahrt in Nizza gewesen. Eine ihrer Mitschülerinnen und ihre Lehrerin wurden ebenfalls getötet. «Sie hatte eigentlich gar nicht mitfahren wollen», sagte ihre Mutter, die als Altenpflegerin arbeitet. Als die Klasse wieder in Berlin eintraf, habe sie nur den Koffer ihrer Tochter erhalten. «Wir haben gar nichts erfahren, wir sollten warten», erinnert sie sich.

Schliesslich flog sie gemeinsam mit der Mutter der anderen vermissten Schülerin aus eigener Initiative nach Nizza. Dort erhielt sie schliesslich die traurige Nachricht, dass ihre Tochter zu den Toten zähle. «Ich möchte, dass die Leute, die dabei waren, niemals (aus der Haft) rauskommen. Sie sind grausame Menschen», sagte sie, während sie mit Mühe ihre Tränen zurückhielt.

In dem Prozess, der derzeit in Paris stattfindet und nach Nizza übertragen wird, sind acht mutmassliche Helfer angeklagt. Drei von ihnen stehen im Verdacht der «Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung», die müssen sich wegen Waffenhandels vor Gericht verantworten.

In der vergangene Woche waren vor Gericht verstörende Videoaufnahmen von Überwachungskameras gezeigt worden. Vier Minuten und 17 Sekunden hatte die Fahrt mit einem 19 Tonnen schweren Lastwagen gedauert, bei der der Täter es darauf anlegte, möglichst viele Menschen zu überrollen. Auf der Uferpromenade herrschte zu dem Zeitpunkt Gedränge, da sich viele Menschen das traditionelle Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag angesehen hatten - unter ihnen auch die Abschlussklasse der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule.

Laut den Ermittlern war der Täter psychisch krank und hatte einen Hang zum Sadismus. Er hatte zuvor regelmässig seine Frau misshandelt. Er soll sich erst wenige Wochen vor dem Anschlag der dschihadistischen Ideologie verschrieben haben. Diese sei für ihn ein «Nährboden» gewesen, um seine Gewaltphantasie auszuleben.

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Anschlag für sich reklamiert. Es konnte jedoch keine direkte Verbindung des Täters zu der Organisation belegt werden. Für den Prozess haben sich knapp 900 Nebenkläger gemeldet. Das Urteil wird am 16. Dezember erwartet.

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