Das mag die Fans von Salvador Sobral ein bisschen über die Corona-Monate hinwegtrösten: Es gibt ein neues Album des ESC-Siegers von 2017, das ohne die Pandemie so nicht entstanden wäre.
Salvador Sobral singt so persönlich wie nie auf seinem neuen Album. Foto: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa
Salvador Sobral singt so persönlich wie nie auf seinem neuen Album. Foto: picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Salvador Sobral erforscht immer wieder neue Pfade, und das tut er auch in seinem neuen Album «BPM».

Der Sieger des Eurovision Song Contest 2017 machte sich dabei nicht nur auf die Suche «nach einer neuen Klangidentität», sondern schrieb erstmals alle Lieder selbst.

«Ich denke, das ist mein persönlichstes Werk bisher», es seien «autobiografische Lieder», verriet der 31-jährige Portugiese im Interview des Radiosenders «Renascença» wenige Tage vor der Veröffentlichung seiner 14 neuen Songs am 28. Mai.

Das Herz gibt den Takt vor

Der Titel ist nicht zufällig die Einheit für die Herzfrequenz. Der Künstler, der kurz nach seinem ESC-Triumph eine Herztransplantation überstand, erklärt, es handele sich um eine Metapher über sein Herz und sein Leben. «Die neuen Songs sind meine Herzschläge pro Minute, meine emotionalen Narben.» Aber auch «die Schläge pro Minute, die der Musik Puls und Rhythmus geben, die sie lebendig machen». Er habe zwar früher schon ein wenig komponiert, über seine Person habe er zuvor noch nie geschrieben, erzählte der Mann aus Lissabon.

In eine musikalische Schublade lässt sich die Arbeit des Sängers, Pianisten und Komponisten, das weiss man inzwischen, nicht stecken. In «BPM» ist wieder diese Mischung aus Jazz und Chanson, Pop und Folk, Latin und Hip hop. Im Interview der Zeitung «Diario de Noticias» witzelte Sobral: «Ich habe mit vielen Leuten gesprochen und keiner weiss, in welchem Regal im Laden das neue Album stehen könnte (...) vielleicht Indie-Jazz. Warum nicht? Ja, das ist es, was ich anfangen werde, in Interviews zu sagen», sagte er lachend.

Er hasst die Einsamkeit

Sobral mischt nicht nur Stile. Er singt auf Portugiesisch, Spanisch, Englisch. Aber unabhängig von Stil und Sprache versteht es der frühere Psychologiestudent live und auch im Studio wie kaum ein Zweiter, seine Gefühle und seine Leidenschaft, seine Ängste und Nöte grosszügig preiszugeben. Etwa seine Angst vor der Einsamkeit «Ich liebe die Menschen, das Verstehen und Berühren des anderen. Ich mag keine Einsamkeit. Vielleicht singe ich deshalb so gerne.»

Besonders stolz ist er in seinem neuen Werk auf das als Single ausgekoppelte «Sangue do Meu Sangue» (Blut meines Bluts), das er mit seinem langjährigen musikalischen Weggefährten Leo Aldrey schrieb und das schon auf Youtube zu bewundern ist. «Das ist die beste Kombination aus Text und Musik des gesamten Albums», meint der Mann, der vor vier Jahren in Kiew mit der Jazz-Ballade «Amar Pelos Dois» (Liebe für zwei) mit dem Punkte-Rekord von 758 gewann.

Das neue Werk entstand dank der Pandemie. Er habe während des Lockdowns «jeden Tag zusammen mit meinem Freund Leo komponiert». Aufgenommen wurde es mit mehreren Musikern in Le Manoir de Leon im französischen Baskenland. «Hätte es die Pandemie nicht gegeben, hätte ich mehr Musik gespielt, wäre ins Kino gegangen, hätte gelesen oder Fussball gespielt. Es gibt so viel zu tun, was einen davon abhalten kann, sich auf die Komposition zu konzentrieren.»

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