Nach der Aufdeckung von sexuellem Missbrauch in der Sport- und Medienwelt in den Niederlanden hat eine von der Regierung eingesetzte Beauftragte vor einer Verharmlosung des Problems gewarnt. «Wir können nicht mehr von einzelnen Vorfällen sprechen», sagte Mariëtte Hamer am Dienstag in Den Haag bei der Vorlage einer ersten Untersuchung. «Sexuelles grenzüberschreitendes Verhalten und sexuelle Gewalt sind ein strukturelles Problem.» Jede zweite Frau und jeder fünfte Mann seien davon betroffen, verstärkt junge Menschen.
Wenn Kinder Täter werden
Meldungen über Missbrauch von Kindern an Kindern rütteln auf. - keystone

In April 2022 wurde die ehemalige Politikerin als staatliche Beauftragte angestellt, nachdem immer mehr Anzeigen gegen Prominente des Fussballvereins Ajax und Moderatoren der Casting-Show «The Voice of Holland» erstattet worden waren.

Es handelte sich meistens um sexuelle Belästigung, Machtmissbrauch und übergriffiges Verhalten, einzelne Fälle von Vergewaltigung waren auch dabei.

«Vom Küchentisch bis zum Stammtisch und Konferenzraum» müssten Gespräche über sexuelle Belästigung und Gewalt geführt werden, riet die Beauftragte. Ein häufiges Problem: Viele Verhaltensweisen bewegten sich in einer Grauzone und seien nicht strafbar, würden aber trotzdem als grenzüberschreitend erfahren. «Was für die eine Person in Ordnung ist, braucht für die andere überhaupt nicht in Ordnung zu sein.»

Der Bericht kommt einige Wochen nachdem wieder Fehlverhalten in der niederländischen Medienwelt bekannt wurde, diesmal bei der langjährig beliebten Talkshow «De Wereld Draait Door». Es handelte sich nicht um sexuelle Belästigung, sondern um eine strukturelle Angst-Kultur und Machtmissbrauch innerhalb der Redaktion. Die gesellschaftliche Empörung war gross.

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