London: Schwierige Lage für ukrainische Zivilisten in Sjewjerodonezk
Gemäss britischen Geheimdienstexperten stehen Zivilisten in der ukrainischen Stadt Sjewjerodonezk vor schwierigen Entscheidungen, um die Stadt zu verlassen.

Das Wichtigste in Kürze
- Es gibt kaum Wege, um aus der schwer umkämpften Stadt Sjewjerodonezk zu kommen.
- Britischen Geheimdienstexperten zufolge müssen Zivilisten schwierige Abwägungen treffen.
Zivilisten in der schwer umkämpften ukrainischen Stadt Sjewjerodonezk müssen nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten sehr schwierige Abwägungen treffen. Einerseits gebe es angesichts zerstörter Brücken kaum Wege, um aus der Stadt zu kommen. Ausnahmen bilden dabei nur die von Russland und seinen Verbündeten einseitig ausgegebenen humanitären Korridore.
Andererseits habe Moskau schon in früheren Fällen in der Ukraine und auch in Syrien solche Korridore als Mittel missbraucht. Das Ziel: Sich Vorteile auf dem Schlachtfeld zu verschaffen und Menschen zwangsweise umzusiedeln. Das hiess es in einer Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums am Samstag.
Russland lockt Zivilisten in besetzte Gebiete
Russlands vorgeschlagene Route würde die Menschen in Richtung des Orts Swatowe führen, weiter in das von Russland besetzte Gebiet. Die britischen Experten warnten jedoch: «Wenn eingeschlossene Zivilisten das Angebot ablehnen, durch einen Korridor hinauszugehen, wird Russland das wahrscheinlich als Rechtfertigung nehmen, um weniger Unterschied zwischen ihnen und irgendwelchen militärischen ukrainischen Zielen zu machen.»

Nach Einschätzung der Briten haben russische Truppen in den vergangenen 48 Stunden erneut versucht, südlich von Isjum vorzustossen. Damit wollen sie den Kessel von Sjewjerodonezk vom Norden her einkreisen.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor fast vier Monaten veröffentlicht die britische Regierung regelmässig Geheimdienstinformationen zum Verlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.