Logopäde wegen Missbrauchs behinderter Jungen zu über elf Jahren Haft verurteilt

Das Wichtigste in Kürze
- Im Schlusswort Bedauern für egoistisches Verhalten geäussert.
Ausserdem verhängte das Gericht am Montag ein lebenslanges Berufsverbot gegen den 38 Jahre alten Mann für die Behandlung Minderjähriger. Mit der Strafe blieb das Gericht rund zweieinhalb Jahre unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung des geständigen Oliver H. hatte auf neun Jahre und neun Monate Haft plädiert.
Der Vorsitzende Richter ging in seiner Urteilsbegründung auf die Diskrepanz zwischen dem von dem Mann gewahrten äusseren Anschein und seinen Taten ein. H. sei sein Leben lang seinen Mitmenschen als angenehmer Mann erschienen, hinter dieser Fassade habe er seine ihm anvertrauten Kinder aber «benutzt und blossgestellt», sagte der Richter nach Angaben eines Gerichtssprechers. Er habe bei seinen Taten bewusst seine bürgerliche Existenz aufs Spiel gesetzt.
Der Richter hielt H. vor, sich in der zwölf Verhandlungstage dauernden Hauptverhandlung vor allem mit sich selbst beschäftigt zu haben und keine echte Schuldeinsicht, kein echtes Bedauern gezeigt zu haben. Er sei vor allem dann ergriffen gewesen, wenn es um die Auswirkungen der Taten auf ihn selbst gegangen sei.
Zugunsten von H. wertete das Gericht vor allem sein straffreies Vorleben und sein Geständnis, zu Lasten die Vielzahl der Taten mit insgesamt 64 schweren Missbrauchstaten und Folgen für die betroffenen Familien. Der Angeklagte habe «ganze Familien quasi pulverisiert». Wegen des von einem Gutachter attestierten geringen Rückfallrisikos verzichtete das Gericht auf die Anordnung der Sicherungsverwahrung.
Erst in seinem letzten Wort vor der Urteilsverkündung wandte sich der Angeklagte an die Familien seiner Tatopfer. Nach Angaben eines Gerichtssprechers sagte er, er habe sich vorher nicht ausdrücklich entschuldigt, weil es keine Entschuldigung für seine Taten gebe.
Er sei sich aber seiner Schuld und des Schadens bewusst, den er den Kindern, deren Angehörigen, seinen Mitarbeitern, seinen Ehemann und auch seinen Pflegekindern verursacht habe. Sein «egoistisches Verhalten» tue ihm sehr leid, er bereue es.
Der Mann hatte die hochgradig behinderten Jungen in ihrer Kita und in seiner Praxis sexuell missbraucht. Ausserdem machte er Filme und Fotos von seinen Taten und verbreitete diese im sogenannten Darknet.
Der Fall sorgte unter den Eltern der betroffenen Kitas für grosse Sorgen. Lange war unbekannt, welche und wie viele Kinder von den Missbrauchstaten betroffen waren.
Mittlerweile steht fest, dass die Tatserie von 2012 bis zum Auffliegen des Manns im vergangenen Jahr dauerte und sieben Jungen im Alter zwischen zwei und sechs Jahren Opfer des Manns waren.
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