Mallorca-Hotel will, dass Schweizer Tüechlikrieg selbst regeln
Schon um 6 Uhr morgens sind viele Liegen in Mallorca mit einem Tüechli besetzt. Das Personal fordert Schweizer Gäste zur Selbstjustiz auf.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Zürcher stören sich an reservierten, aber unbenutzten Liegen am Pool auf Mallorca.
- Das Hotel fordert sie auf, Tüechli von Liegen zu entfernen, wenn niemand drauf liegt.
- Der Tüechlikrieg sorgte schon früher für Diskussionen.
Zwei Zürcher gönnen sich Ferien auf Mallorca. «Wir wollten einen Tag am Pool entspannen. Doch schon kurz nach Ankunft waren wir hässig.»
Kurz nach dem Einchecken in Port de Soller – es ist 33 Grad heiss – wollen sie in den Pool. Doch sämtliche Liegestühle sind mit Tüechli besetzt.
«Auf den allermeisten lag aber gar niemand drauf», erzählt Nina K.* (37). Auch im Pool drin seien nur wenige Gäste gewesen. «Es war klar, dass viele einfach einen Liegestuhl reservierten. Ohne da zu sein.»
Die Schweizer beschweren sich beim Personal des Vier-Sterne-Hotels. Und erhalten eine überraschende Antwort:
«Alle Liegestühle, die nur ein Tüechli, aber keine Kleider oder Tasche drauf haben, können Sie als frei betrachten.» Der Mitarbeiter fordert sogar zur Selbstjustiz auf: «Nehmen Sie einfach die Tüechli weg und legen Sie Ihr eigenes drauf!»
Die Schweizer sind perplex. Sie wollen doch keinen Zoff mit anderen Gästen riskieren! Sie setzen sich darum auf zwei Stühle auf der Restaurant-Terrasse des Hotels.
Am nächsten Morgen dann die nächste Überraschung: Schon um 6 Uhr sind die meisten Liegen mit Tüechli besetzt. «Im Pool war nur eine einzige Person», nervt sich Nina K.
«Mögliche Konflikte» sollen vermieden werden
Dass Gäste zur Selbstjustiz greifen sollen, erstaunt. Sorgt das nicht für zusätzliche Probleme? Nau.ch hat direkt beim Bikini-Hotel in Soller nachgefragt.
Offiziell ist das Besetzen von Liegen verboten. Denn es sollen alle Hotelgäste die Möglichkeit haben, die Liegen zu nutzen, sagt ein Sprecher.
Aber auch er weiss: «Diese Regel wird nicht immer eingehalten und führt gelegentlich zu Frustrationen bei den Gästen.»
Deshalb würde das Hotelpersonal die Gäste darauf aufmerksam machen, dass sie Handtücher von den Liegen entfernen können, wenn diese lange Zeit leer seien. Dies aber nur mit der Erlaubnis des Personals.
Das Hotel versuche aber, «mögliche Konflikte zwischen Gästen zu vermeiden». Das System scheine zu funktionieren, auch «ohne ein Klima der Selbstjustiz zu schaffen», meint der Hotel-Sprecher.
Die Schweizerin Nina getraute sich aber nicht, das Tüechli von Fremden wegzunehmen.
Hotel-Manager sagt Tüechlikrieg den Kampf an
Eine effizientere Idee gegen den Tüechlikrieg hatte vergangenes Jahr ein anderes Hotel. Das Video aus der beliebten Feriendestination Türkei ging viral.
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Zu sehen: Ein Hotel-Manager sammelt konsequent Tüechli auf den Liegestühlen ein. Sie liegen dort schon seit frühmorgens, sind aber immer noch unbenutzt. Nau.ch berichtete.
«Die anderen machen es auch»
Doch warum greifen so viele Touristinnen und Touristen schon so früh am Morgen zu diesen Massnahmen, um sich einen Platz am Pool zu reservieren?
«Weil es die anderen auch machen.» So argumentiert auf jeden Fall die deutsche Influencerin Manja. Zusammen mit ihrem Partner Faiez betreibt sie den Account «Manja.Faiez» mit fast 150'000 Followern.
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«Denkst du, ich lass mich verarschen und krieg wieder die schlechtesten Plätze?», sagt sie zu ihrem Partner im Clip. Dies, nachdem er meint, man müsse doch nicht um 6 Uhr morgens für so etwas aufstehen.
Wenn sie normal aufstehen würden, bekämen sie jedes Mal keine gute Liege mehr, beschwert sich die junge Frau. «Heute kriegen wir die beste Liege von allen», sagt sie bestimmt.
Die Kommentare unter dem Video sind aber grösstenteils anderer Meinung: «Niemals stehe ich früh auf, wenn ich Urlaub habe.» Ein anderer beschwert sich: «Einfach nur asoziales Verhalten.» Oder: «Ich schmeiss die Tücher immer in den Pool.»
*Name geändert
