Abdulrazak Gurnah beschäftigt sich unter anderem mit Kolonialgeschichte und der Flüchtlingsthematik. Dabei kritisiert er immer wieder die englische Regierung.
Literaturnobelpreis Abdulrazak Gurnah
Der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah aufgenommen am Rande einer Pressekonferenz. Gurnah wurde am Donnerstag mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Abdulrazak Gurnah erhielt den Literaturnobelpreis.
  • Der Schriftsteller befasst sich mit Kolonialgeschichte und der Flüchtlingsthematik.
  • Gurnah flüchtete aus Tansania nach England und lebt nun in Brighton.

Bislang war Abdulrazak Gurnah vielen Leserinnen und Lesern eher unbekannt. Doch als Literaturnobelpreisträger könnte er die Debatten um Kolonialismus und Migration von nun an prägen.

«Das sind Relikte kolonialer Plünderungen», sagte Gurnah am Freitag bei einer Pressekonferenz in London. «Aus moralischer Sicht ist es klar, dass sie zurückgegeben werden sollten.» Teilweise gebe es jedoch praktische Schwierigkeiten oder es gehe darum, dass Werke entsprechend geschützt oder konserviert werden sollten.

In Deutschland hat die Debatte über die Rückgabe einst geraubter Kulturgüter aus früheren Kolonien in den vergangenen Jahren Fahrt aufgenommen. Der deutschen Literaturwelt bislang weitgehend unbekannte Preisträger sieht dennoch viel Nachholbedarf. «Ich bin nicht sicher, dass Deutschland sich schon wirklich mit seiner kolonialen Vergangenheit auseinandergesetzt hat», so Gurnah.

Literaturnobelpreis für Abdulrazak Gurnah

Gurnah wurde 1948 auf der Insel Sansibar geboren und kam als Flüchtling Ende der 1960er Jahre nach Grossbritannien. Er erhält den Preis «für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus. Und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten.» Dies sagte das Komitee bei der Bekanntgabe.

An der südenglischen Universität Kent lehrte Gurnah viele Jahre englische Literatur, die Küstenstadt Brighton ist seit langem sein Zuhause. Den Brexit und die Entwicklung Grossbritanniens in den vergangenen Jahren betrachtet der Autor mit Sorge. «Ganz einfach, ich denke, es ist ein Fehler», sagte er.

Zur rigiden Migrationspolitik, die die britische Regierung seit dem EU-Austritt vertritt, sagte der einst selbst geflüchtete Gurnah: «Man hat neue Ankömmlinge, aber immer die gleiche alte Medizin.» Die heute in Grossbritannien ankommenden Asylsuchenden sähen sich viel Feindseligkeit gegenüber. Es sei erstaunlich, wie die britische Innenministerin Priti Patel eine so harte Linie vertreten könne.

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