Karl Nehammer: Vom Bundesheer ins Kanzleramt
Krisenmanager in stürmischen Zeiten: An dieser Rolle hat Österreichs Kanzler Karl Nehammer im Laufe seiner politischen Karriere stetig gearbeitet. Als Teile der Alpenrepublik Mitte September im Hochwasser versanken, erklärte der Chef der konservativen ÖVP: «Der Wahlkampf hat jetzt Pause». Doch Nehammer nutzte die Unterbrechung, um sich in den Medien tagelang als oberster Katastrophen-Koordinator zu präsentieren.
Eine andere Krise hatte Nehammer Ende 2021 vom Innenministerium ins Kanzleramt befördert. Denn zuvor war Sebastian Kurz im Zuge von Korruptionsermittlungen als Regierungschef und ÖVP-Parteichef zurückgetreten. Das politische Handwerk hatte Nehammer mit verschiedenen Leitungsfunktionen innerhalb der ÖVP gelernt. 2018 stieg er zum Generalsekretär der Partei auf.
Zwei Jahre später wurde er Innenminister in der von Kurz geführten Koalition mit den Grünen. Der 51-jährige Nehammer wirkt weniger charismatisch und volksnah als Kurz. Der heutige Regierungschef setzt stattdessen auf das Image eines Machers – inklusive starkem Händedruck und akkuratem Haarschnitt.
Vom Kommunikationstrainer zum Politiker
Seine berufliche Karriere startete Nehammer als Kommunikationstrainer beim österreichischen Heer. Der Offizier belegte auch einen Universitätslehrgang für politische Kommunikation.
Als Politiker fand er dennoch nicht immer den richtigen Ton. Während der Corona-Krise verglich er als Innenminister die Überwachung der Pandemie-Massnahmen durch die Polizei mit der «Trennscheibe» eines Winkelschleifers; vor Parteimitgliedern relativierte er das Thema Kinderarmut mit einem Hinweis auf niedrige Preise für Hamburger.
Dass Kanzler Nehammer als erster westlicher Regierungschef nach der russischen Invasion in der Ukraine Kremlchef Wladimir Putin in Moskau traf, handelte dem Österreicher ebenfalls Kritik ein.
Politische Ausrichtung und Zukunftsaussichten
Politisch steht Nehammer der rechten FPÖ näher als den Grünen, mit denen er bislang regierte. ÖVP und FPÖ stehen für restriktive Massnahmen gegen irreguläre Migration und Skepsis gegen Umweltschutzmassnahmen. Im Wahlkampf stellte Nehammer die FPÖ als extreme Partei dar.
«Ich als politische Kraft der Mitte will Themen, die Menschen bewegen, nicht den Radikalen überlassen», sagte er. Dennoch schliesst er eine Koalition mit den Rechten nach der Wahl nicht aus, will aber mit FPÖ-Chef Kickl nicht zusammenarbeiten.