Bosnien-Herzegowina wählt heute Sonntag das neue Parlament und den neuen Präsidenten. Gewinnen werden wohl die Nationalisten.
Milorad Dodik (mitte), Präsident der Republika Srpska, wirft seine Stimmzettel in die Wahlurne.
Milorad Dodik (mitte), Präsident der Republika Srpska, wirft seine Stimmzettel in die Wahlurne. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Bosnien-Herzegowina wird am Sonntag gewählt.
  • Die geringe Beteiligung spielt den nationalistischen Parteien in die Hände.

Die Parlaments- und Präsidentenwahlen in Bosnien-Herzegowina sind erneut auf geringes Interesse der rund 3,4 Millionen Wähler gestossen. Die Beteiligung sei ähnlich niedrig wie bei der letzten Abstimmung gewesen, als am Ende nur gut die Hälfte der Stimmberechtigten teilgenommen hatte.

Das berichtete die staatliche Wahlkommission am Sonntag in Sarajevo. Offensichtlich sind die Menschen vom Reformstau, der wirtschaftlichen und sozialen Misere sowie vom Streit zwischen den drei Nationen des kleinen Balkanlandes ermüdet. Die Wahllokale schliessen um 19 Uhr. Aussagekräftige Ergebnisse gibt es wahrscheinlich erst am Montag.

Die geringe Beteiligung spielt den nationalistischen Parteien in die Hände, die ihre Anhänger in der überdimensionierten Staatswirtschaft und der überbordenden öffentlichen Verwaltung mobilisiert hatten. Wie vor vier Jahren könnte das wieder zum Sieg der Nationalisten führen.

Die Parteien hatten Kontrollsysteme entwickelt, um die Stimmabgabe von Bürgern sicherzustellen, die über die Partei Arbeitsplätze erhalten hatten. Noch kurz vor der Abstimmung waren hunderte neue Arbeitsplätze geschaffen und besetzt worden.

Bei der komplizierten Wahl am Sonntag mussten die Bürger über die Zusammensetzung der dreiköpfigen Staatsspitze, des Bundesparlaments und der Parlamente der beiden fast unabhängigen Landesteile entscheiden. Daneben standen die Präsidenten dieser beiden Hälften sowie noch zahlreiche staatliche Institutionen unterhalb dieser Ebene zur Wahl.

Das Land steckt seit vielen Jahren in der Selbstblockade, weil die muslimischen Bosniaken (rund die Hälfte der Bevölkerung), die orthodoxen Serben (ein Drittel) und die katholischen Kroaten (15 Prozent) nach Kräften gegeneinander arbeiten.

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