In angespannten Zeiten wählte UN-Generalsekretär Guterres immer wieder einen vorsichtigen - Kritiker sagen zaghaften - Weg. In seiner zweiten Amtszeit warten grosse Herausforderungen: reichen leise Töne noch?
Die UN-Vollversammlung hat Generalsekretär António Guterres für eine zweite Amtszeit als Chef der Vereinten Nationen berufen. Foto: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa
Die UN-Vollversammlung hat Generalsekretär António Guterres für eine zweite Amtszeit als Chef der Vereinten Nationen berufen. Foto: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Portugiese António Guterres wird die Vereinten Nationen für fünf weitere Jahre führen.

Die UN-Vollversammlung berief den 72-jährigen am Freitag wie erwartet für eine zweite Amtszeit.

Die Annahme einer entsprechenden Resolution erfolgte einstimmig. Guterres war ohne Gegenkandidat und mit der Unterstützung des mächtigen Sicherheitsrates angetreten.

In einer Rede nach seiner Ernennung beschwor er den internationalen Zusammenhalt: «Es kann in beide Richtungen gehen: Zusammenbruch und ewige Krise oder Durchbruch und Aussicht auf eine grünere, sicherere und bessere Zukunft für alle. Es gibt Gründe zur Hoffnung». Die Welt stehe «an der Schwelle zu einer neuen Ära».

Klimakrise eine der grössten Herausforderungen

Als eine der grössten künftigen Herausforderungen für Guterres' gilt neben zahlreichen regionalen Konflikten - unter anderem in Syrien, Libyen, dem Jemen oder Myanmar - der Kampf gegen die Klimakrise. Der UN-Chef hatte zuletzt immer wieder das Bild einer Welt am Abgrund gezeichnet und die grossen CO2-Produzenten zu grösseren Anstrengungen aufgefordert. Ausserdem droht die Handlungsfähigkeit der UN durch steigende Spannungen zwischen den USA und China weiter beeinträchtigt zu werden.

Auch die wirtschaftlichen und sozialen Turbulenzen durch die Corona-Pandemie dürften noch länger eine Rolle spielen. In seiner Rede am Freitag beklagte Guterres, dass zuletzt Fortschritte bei den UN-Nachhaltigkeitszielen zunichte gemacht worden seien - unter anderem in der Armutsbekämpfung, der Beseitigung des Hungers und Gleichstellung der Geschlechter.

Die neue Amtsperiode des UN-Chefs startet am 1. Januar 2022 und dauert bis Ende 2026. Guterres ist der neunte Generalsekretär und führt die Welt-Organisation seit 2017. Seine erneute Aufstellung galt schon lange als sicher: Guterres hatte in den vergangenen Jahren einen guten Umgang mit den einflussreichen Vetomächten USA, China, Russland, Grossbritannien und Frankreich gepflegt. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Staatschef Wladimir Putin gratulierten dem Generalsekretär.

Kritik und Lob

Guterres gilt als scharfsinniger Politiker, aber als vorsichtiger - Kritiker sagen zu zaghafter - Vermittler in internationalen Konflikten, in denen ihm selten grössere Erfolge gelangen. Das liegt Experten zufolge auch daran, dass Guterres sich in den vergangenen fünf Jahren angesichts der Angriffe von US-Präsident Donald Trump gegen die UN «im Überlebenskampf» befunden habe.

Dem UN-Chef wurde auch immer wieder vorgeworfen, dass er China wegen Menschenrechtsverletzungen wie bei der Minderheit der Uiguren nicht ausreichend kritisiert hat. Auf sich aufmerksam machen konnte Guterres allerdings mit seinem Fokus auf eher universelle Themen, wie die Bekämpfung der Klimakrise und seiner Arbeit in der Covid-19-Pandemie.

Vieles spricht dafür, dass der UN-Chef auch künftig nicht wesentlich forscher auftreten wird: Am Freitag betonte er erneut, dass die komplexen globalen Probleme nur mit einem «bescheidenden Ansatz» angegangen werden könnten - «Einer, bei dem der Generalsekretär allein nicht alle Antworten hat».

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