Fast hundert Festnahmen bei Schlag gegen die Mafia auf Sizilien
In einem gross angelegten Schlag gegen die Mafia hat die italienische Polizei fast hundert Verdächtige auf Sizilien festgenommen.

Das Wichtigste in Kürze
- Verdächtige sollen zehn Millionen Euro EU-Fördergelder erschlichen haben.
Ihnen wird vorgeworfen, seit 2013 insgesamt rund zehn Millionen Euro an EU-Agrarsubventionen erschlichen zu haben, wie die Staatsanwaltschaft von Messina am Mittwoch mitteilte.
Bei Razzien im Morgengrauen wurden nach Angaben der Ermittler insgesamt 94 Verdächtige festgenommen, darunter die Chefs zweier Mafia-Clans, ein Notar, mehrere Unternehmer sowie Verwaltungsangestellte, die Bauern bei der Beantragung von EU-Fördergeldern unterstützen sollten. 48 Verdächtige wurden in Haft genommen, die übrigen unter Hausarrest gestellt, darunter der Bürgermeister des Ortes Tortorici. 151 landwirtschaftliche Unternehmen mit Mafia-Verbindungen wurden beschlagnahmt.
Seit 2013 soll die Tortorici-Mafia - benannt nach einem Ort in den Nebrodi-Bergen im Nordosten Siziliens - rund zehn Millionen Euro an EU-Subventionen erschlichen haben. Um an die EU-Gelder zu kommen, gaben die Clan-Mitglieder Land, das eigentlich der Region oder den Landkreisen gehörte, als ihr eigenes aus. Bei ihrem Betrug bedienten sie sich Komplizen in der örtlichen Behörde zur Agrarförderung, die die EU-Gelder an die Landwirte weiterleitet sowie weiteren Komplizen in Hilfszentren, die Bauern bei der Antragstellung helfen sollen.
Die Mafiosi hätten auf die «gewissenlose Unterstützung» durch Verwaltungsmitarbeiter zählen können, schrieb Ermittlungsrichter Sergio Mastroeni. Dank deren Sachkenntnis habe die Mafia bis ins «zentrale Nervensystem der öffentlichen Finanzen» vordringen können. Die Ermittler beschrieben den Tortorici-Clan als «besonders aktiv» und tief in den Drogenhandel und Erpressungen verstrickt. Der Subventionsbetrug sei für die Mafiosi ein Mittel gewesen, mit geringem Risiko an hohe Geldsummen zu kommen.
Die EU-Kommission verfolge die Ermittlungen aufmerksam, sagte ein Sprecher der Behörde. Brüssel vertrete eine «Null-Toleranz-Politik» gegenüber Subventionsbetrug. Es sei Aufgabe der Mitgliedstaaten dafür zu sorgen, dass Fördermittel ordnungsgemäss verwendet würden.
Italiens Innenministerin Luciana Lamorgese erklärte, der Vorfall unterstreiche, wie wichtig es sei, die Verteilung von Fördermitteln genau zu überwachen. Es müsse verhindert werden, «dass die Mafia die Kontrollen umgeht und zum Nachteil ehrlicher Produzenten und Bauern EU-Fördermittel ausnutzt».