Fast 700 Haftbefehle in Türkei bei Vorgehen gegen Gülen-Bewegung
In der Türkei hat die Staatsanwaltschaft im Zuge der Niederschlagung der Erdogan-kritischen Gülen-Bewegung fast 700 Haftbefehle erlassen.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Türkei wurde beim Vorgehen gegen die Gülen-Bewegung fast 700 Haftbefehle erlassen.
- Betroffen sind Militär- und Justizangehörige.
- Der türkische Präsident Erdogan wirft Gülen den Putschversuch von 2016 vor.
In der Türkei hat die Staatsanwaltschaft im Zuge der Niederschlagung der Erdogan-kritischen Gülen-Bewegung fast 700 Haftbefehle erlassen. Betroffen seien unter anderem Angehörige des Militärs und der Justiz, berichteten Staatsmedien am Dienstag. Die Regierung hatte ihr Vorgehen gegen mutmassliche Anhänger der Bewegung des im US-Exil lebenden Predigers Fetullah Gülen schon mehrmals verschärft.
Putschversuch 2016 soll Gülen veranlasst haben
Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft seinem einstigen Mitstreiter vor, hinter dem Putschversuch im Juli 2016 zu stecken. Dabei wurden rund 250 Menschen getötet.
Die Polizei unternimmt immer wieder Razzien gegen mutmassliche Anhänger Gülens. Dieser bestreitet bei jede Verstrickung in den Putschversuch. Seit 1999 lebt er im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, die Staatsanwaltschaft habe bei Ermittlungen gegen Angehörige der Luftwaffe die Festnahme von 157 Personen angeordnet. Darunter befinden sich 101 aktive Offiziere. Etwa 100 Menschen seien bereits festgenommen worden.
71 Menschen im Justizministerium verhaftet
In der Hauptstadt Ankara richtete sich das Vorgehen der Staatsanwaltschaft gegen Beschäftigte im Justizministerium. Hier seien 71 Menschen festgenommen worden, meldete Anadolu. Weitere rund 467 Haftbefehle seien im ganzen Land ergangen.
Erdogan wirft Gülen und seinen Anhängern seit Jahren vor, sie wollten einen Parallelstaat in der Türkei errichten. Dazu hätten sie Polizei, Militär, Justiz und Verwaltung infiltrierten. Seit dem Putschversuch wurden rund 80'000 Menschen angeklagt. Etwa 150'000 Beschäftigte unter anderem in der Verwaltung und im Militär wurden entlassen oder vom Dienst suspendiert.

Die Europäische Union und Menschenrechtsgruppen haben das massive Vorgehen kritisiert. Erdogan rechtfertigt es als notwendige Antwort auf die Bedrohung der Sicherheit.