Türkei erlaubt 10-Tage-Woche für Tourismus-Branche
In der Türkei wurden die Arbeitsbedingungen für Tourismusangestellte durch ein neues Gesetz verschärft. Die neue Regelung stösst auf Kritik.

Das Wichtigste in Kürze
- Die neue Arbeitsregel in der türkischen Tourismusbranche stösst auf Widerstand.
- Mit dem neuen Gesetz ändert sich die Regelung zum wöchentlichen Ruhetag für Beschäftigte.
- Auf diese Weise könnte laut Kritikern eine zehntägige Arbeitswoche zur Normalität werden.
Angestellte im türkischen Tourismus müssen nach Einschätzung von Gewerkschaftern und Opposition ab dieser Saison unter härteren Bedingungen arbeiten. Ein kürzlich verabschiedetes Gesetz ändert die Regelungen zum wöchentlichen Ruhetag für Tourismusbeschäftigte.
Künftig kann der freie Tag dem türkischen Gesetzesblatt nach auf Antrag des Arbeitnehmers auch zu einem späteren Zeitpunkt genommen werden. Statt wie bisher verpflichtend nach sechs Tagen.
Die Regelung führe dazu, dass eine zehntägige Arbeitswoche zur Normalität werde. So kritisiert es etwa Gülsah Deniz Atalar, Vize-Vorsitzende der Oppositionspartei CHP und Verantwortliche für Kultur und Tourismus.
«Das ist ein gefährlicher Schritt, da die Regelung das verfassungsmässig garantierte Recht auf ununterbrochene Wochenruhe dem Ermessen des Arbeitgebers überlässt.» In der Praxis bedeute das für Beschäftigte, dass sie wochenlang ohne Ruhetag arbeiten müssen.
Gegner befürchten steigenden Druck
Auch wenn es formal die Zustimmung des Arbeitnehmers brauche, könne der Druck vonseiten der Arbeitgeber steigen, fürchten Gegner der Regelung.
Befürworter des Gesetzes argumentieren jedoch anders: Sie behaupten, dass das Recht auf Erholung nicht geschwächt, sondern lediglich flexibler gestaltet werde. Das türkische Tourismusministerium war vorerst nicht für eine Stellungnahme verfügbar.
Die Gewerkschaft Disk nennt die Änderung einen «Angriff auf eines der grundlegendsten Rechte der Beschäftigten». Das Recht auf einen wöchentlichen Ruhetag dürfe nicht nach den saisonalen Gewinnplänen der Arbeitgeber untergraben werden. Dies sagte Gökhan Aslan, Generalsekretär der Arbeitnehmervertretung.
Warnungen an Türkei-Reisende
Die Massnahme erhöhe das Ausmass an Ausbeutung. Was heute im Tourismussektor Realität werde, könne schon morgen auch in andere Branchen vordringen.
Türkei-Reisenden rät Aslan: «Jeder Tourist, der in die Türkei reist, sollte sich bewusst sein: Die hier angebotenen Dienstleistungen sind das Ergebnis harter Arbeit unter schwierigen Bedingungen und langen Arbeitszeiten.»