Nach dem Tod von 27 Migranten im Ärmelkanal wollen EU-Länder mehr gegen Schleuser tun. Frankreich und Grossbritannien betonen trotz eines diplomatischen Zwists den Willen zur Kooperation.
Teilnehmer bei dem Krisentreffen in Calais. Foto: Francois Lo Presti/POOL AFP/AP/dpa
Teilnehmer bei dem Krisentreffen in Calais. Foto: Francois Lo Presti/POOL AFP/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem Krisentreffen zur Migration über den Ärmelkanal haben Frankreich, Belgien, die Niederlande und Deutschland einen härteren Kampf gegen Schleuser vereinbart.
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Grossbritannien, das Ziel der mit kleinen Booten übersetzenden Flüchtlinge ist, wurde zur Schaffung legaler Migrationswege aufgerufen, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin nach dem Treffen in Calais. Ausserdem müsse Grossbritannien die illegale Beschäftigung von Flüchtlingen erschweren. Vor einigen Tagen starben im Ärmelkanal 27 Menschen auf dem Weg nach Grossbritannien, weil ihr Boot kenterte.

Frankreich hatte Grossbritannien von dem Treffen ausgeladen, nachdem der britische Premierminister Boris Johnson ein Abkommen mit Frankreich zur Rücknahme von Migranten gefordert hatte.

«Die Briten sind unsere Alliierten»

Darmanin betonte, er wolle weiter mit seiner britischen Amtskollegin Priti Patel beraten. «Wir wollen mit den Briten zusammenarbeiten, die Briten sind unsere Alliierten.» Allerdings wolle Frankreich sich nicht zur Geisel der britischen Innenpolitik machen lassen, für die die Migrationspolitik gerade ein heisses Eisen ist.

Auch Patel rief erneut zur Zusammenarbeit auf. «Grossbritannien kann dieses Problem nicht allein beheben, wir in Europa müssen uns alle mehr anstrengen, Verantwortung übernehmen und in der Krise zusammenarbeiten», schrieb sie. Sonst drohten «noch schlimmere Szenen im eiskalten Wasser» in den nächsten Monaten.

Frontex soll Kanalküste mit Flugzeug überwachen

Von der europäischen Grenzschutz-Agentur Frontex soll ab Anfang Dezember ein Flugzeug zur Überwachung der Kanalküste bereitstehen, sagte Darmanin. Zugleich betonte er die humanitäre Dimension. Es helfe nicht, die Flüchtlinge zu kriminalisieren, die französische Polizei wolle mit ihrem Einsatz an der Küste Leben retten.

Am Wochenende zeigte sich noch einmal das Ausmass der Tragödie: Die BBC sprach mit Angehörigen einer der im Ärmelkanal verunglückten Frauen. Der Verlobte der 24-jährigen Maryam Nuri Mohamed Amin erzählte dem Sender, seine Partnerin habe ihm noch kurz vor ihrem Tod geschrieben, dass ihr Schlauchboot Luft verliere, aber Rettung auf dem Weg sei - letztlich kam jedoch jede Hilfe zu spät. Die junge Frau aus dem Irak hatte ihren Partner in Grossbritannien überraschen wollen. «Als sie Kurdistan verliess, war sie sehr glücklich, sie konnte es kaum glauben, dass sie ihren Verlobten treffen würde», erzählte ihre beste Freundin, Imann Hassan. «Sie wollte ein besseres Leben leben, sie hat Grossbritannien gewählt, aber sie ist gestorben.»

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