Rund sechs Wochen nach dem Ende der Kämpfe in der Kaukasus-Region Berg-Karabach hat in Armenien eine dreitägige Staatstrauer begonnen.
Angehörige trauern am Grab eines getöteten Kämpfers
Angehörige trauern am Grab eines getöteten Kämpfers - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ministerpräsident Paschinjan führt Trauermarsch an.

«Die gesamte Nation hat einen Albtraum durchlebt und durchlebt ihn immer noch», sagte Ministerpräsident Nikol Paschinjan am Samstag in einer Ansprache. Anschliessend führte er einen Gedenkmarsch mit tausenden Teilnehmern durch die Hauptstadt Eriwan an.

In dem Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan waren seit Ende September mehr als 5000 Menschen getötet worden, unter ihnen zahlreiche Zivilisten. «Manchmal scheint es, als ob alle unsere Träume zerschlagen und unser Optimismus zerstört wurde», sagte Paschinjan. Der Gedenkmarsch führte zu einer Gedenkstätte, wo Opfer des Konflikts begraben sind.

Die armenische Opposition forderte Paschinjan unterdessen erneut zum Rücktritt auf und veranstaltete einen eigenen Gedenkmarsch. Der Regierungschef steht seit Wochen in der Kritik, weil er im November einem von Moskau vermittelten Waffenstillstandsabkommen mit Aserbaidschan zugestimmt hatte.

Das Abkommen beendete die sechswöchigen schweren Kämpfe zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten, hatte für Armenien aber bedeutende Gebietsverluste zur Folge.

Die Kritiker des Ministerpräsidenten forderten, er solle sich von dem Gedenkfriedhof fernhalten. «Er darf die Gräber unserer Kinder nicht entweihen», sagte Misak Awetisjan, der einen Sohn in dem Konflikt verloren hat. Mehrere Oppositionelle riefen «Nikol, du Verräter».

«Dieser Krieg hätte nicht passieren müssen», sagte der ehemalige Regierungschef Wasgen Manukjan, der nach Ansicht der Opposition den Posten des Ministerpräsidenten übernehmen sollte. Armenien habe unter Paschinjan «alle Verbündeten» verloren, fügte Manukjan hinzu.

Berg-Karabach hatte während des Zerfalls der Sowjetunion einseitig seine Unabhängigkeit erklärt. Darauf folgte in den 90er Jahren ein Krieg mit 30.000 Toten. Die selbsternannte Republik wird bis heute international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Sie wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

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