Der Chef des Forschungsinstituts DIW Berlin, Marcel Fratzscher, warnt vor sozialen Verwerfungen durch Inflation und hohe Gaspreise.
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Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt vor sozialen Verwerfungen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Marcel Fratzscher warnt vor einer zunehmenden sozialen Polarisierung.
  • Die Inflation und steigenden Gaspreise können zur sozialen Verwerfung führen.

«Die Situation ist bedrohlich», sagte Fratzscher am Mittwoch im ZDF-«Morgenmagazin». Viele Menschen befänden sich in einer «Notsituation – nicht weil es eine Knappheit gibt, sondern weil die Preise explodiert sind». Schliesslich müssten die Menschen jetzt schon «150, 200 Euro mehr pro Monat» für Energie und Lebensmittel zahlen.

DIW Berlin: Zunehmende «soziale Polarisierung»

Es gebe in Deutschland «eine zunehmende soziale Polarisierung», warnte Fratzscher. Dazu trügen ausser Inflation und Energiekrise auch die seit zehn Jahren «explodierenden Mieten in den Städten» bei. Zudem sei durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Bildung und den Arbeitsmarkt die soziale «Schere weiter aufgegangen». Die Frage sei daher nicht, ob die Menschen sich dagegen wehrten, sondern wie - an der Wahlurne oder mit Protesten.

«Die Politik ist gut beraten, jetzt diese Notsituation zu erkennen und auch zu handeln», mahnte Marcel Fratzscher. Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung hätten «nicht wirklich die Menschen am unteren Ende gezielt entlastet». Rentner und insbesondere Menschen, die Sozialleistungen wie Hartz IV erhielten, seien zu wenig unterstützt worden. Gerade sie hätten aber «keine Schutzmechanismen», um längere Zeit mit hohen Preisen klar zu kommen.

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Die Benzinpreise sind massiv angestiegen. Marcel Fratzscher vom DIW Berlin warnt daher vor einer sozialen Verwerfung. - Keystone

Fratzscher unterstützte im «MoMa» Forderungen nach einer Gaspreisdeckelung für die zum Heizen und Kochen dringend benötigte Grundmenge Gas. Allerdings seien auch andere Massnahmen nötig, damit sozial Schwache jetzt schnell «mehr Geld in die Tasche» bekämen. «Die Menschen brauchen jetzt schnell Hilfe», mahnte der Chef des DIW Berlin.

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