DIW-Chef: No-Deal-Brexit wäre besser als Verschiebung

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Belgien,

Das Deutsche Institut für Wirtschaft nimmt Stellungnahme zum Brexit. Es bevorzugt einen No-Deal-Brexit.

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Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Foto: Daniel Naupold - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das DIW kommentiert den Brexit.
  • Ein ungeregelter Brexit sei für Deutschland weniger schlimm als eine erneute Verschiebung.

Das britische Unterhaus stemmt sich gegen den gefürchteten EU-Austritt ohne Vertrag, und auch für Deutschland wäre das kein Wunschszenario. Aber besser als eine weitere Hängepartie, sagt Top-Ökonom Fratzscher.

Die erwartbaren Kosten für die Bundesrepublik seien mittel- bis langfristig eher gering, deutsche Verbraucher kaum betroffen und Chaos vermeidbar, sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel.

«Was ich jetzt an Risiken sehe, ist die Unsicherheit», sagte Fratzscher. «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende - lieber jetzt ein harter Brexit als eine Hängepartie, die sich noch ein oder zwei Jahre hinzieht.»

Kleine und mittlere Unternehmen
Die deutschen Exporte könnten geschwächt werden (Symbolbild) - Keystone

Schon jetzt hätten sich wegen der Unsicherheit deutsche Exporte nach Grossbritannien und Irland abgeschwächt. «Wenn einmal Klarheit da ist und die Unternehmen wissen, worauf sie sich einstellen müssen, kann man auch damit umgehen», fügte der DIW-Präsident hinzu.

Viele Wirtschaftsforscher warnen vor einem britischen EU-Austritt ohne Vertrag, zumal Deutschland 2018 immer noch Waren im Wert von 82 Milliarden Euro nach Grossbritannien exportierte.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung geht davon aus, dass ein No-Deal Einkommensverluste von fast 100 Milliarden Euro pro Jahr zur Folge hätte, davon 57 Milliarden in Grossbritannien und gut 9,5 Milliarden in Deutschland.

«Hard Brexit soll abgewendet werden»

«Es ist immer noch von Vorteil für alle Seiten, wenn der «Hard Brexit» abgewendet wird», sagte Studienautor Dominic Ponattu der dpa. «Mehr Zeit, um ein Abkommen zu verhandeln, wäre es definitiv wert.»

brexit
Beim Brexit stehen für die EU und Grossbritannien einiges auf dem Spiel (Symbolbild). - AFP

Doch Fratzscher argumentiert dagegen. So sagte er mit Blick auf deutsche Verbraucher: «Wenn man jetzt die Konsumenten nimmt, habe ich Schwierigkeiten zu sehen, wer da besonders betroffen sein soll. Das, was wir aus Grossbritannien importieren an Konsumgütern, ist begrenzt.»

Unternehmen orientieren sich neu

Deutsche Unternehmen seien bereits dabei, sich neu zu orientieren - sowohl für den Bezug von Vorprodukten als auch für neue Absatzmärkte. Nach Regeln der Welthandelsorganisation würden auch bei einem Brexit ohne Vertrag nur geringe Zölle von durchschnittlich ein bis zwei Prozent auf britische Waren fällig. Lange Wartezeiten wegen nötiger Grenzkontrollen sowie Lieferengpässe könne man verhindern.

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