Vor 75 Jahren versuchten Widerstandskämpfer das Naziregime zu stürzen. Hitler liess am 9. April 1945 seine letzten Gegner, wie Dietrich Bonhoeffer, ermorden.
Dietrich Bonhoeffer
Der antifaschistische Evangeliker Dietrich Bonhoeffer. - Twitter / @Meile1Radio
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere Widerstandskämpfer versuchten vor 75 Jahren das Naziregime zu stürzen.
  • Adolf Hitler liess am 9. April 1945 seine letzten gefangenen Gegner ermorden.

Im Morgengrauen des 9. April 1945 liess der Diktator seine letzten gefangenen Gegner ermorden. Im Konzentrationslager Flossenbürg im Oberpfälzer Wald wurden sechs Männer gehenkt.

«Das ist das Ende. Für mich der Beginn des Lebens», sagte der Theologe Dietrich Bonhoeffer einem britischen Mitgefangenen zum Abschied.

Mit Dietrich Bonhoeffer wurden die Offiziere Hans Oster, Wilhelm Canaris und Ludwig Gehre ermordet. Auch die Juristen Karl Sack und Theodor Strünck. Die Widerstandskämpfer hatten vergeblich versucht, Adolf Hitler zu töten und das nationalsozialistische Regime zu stürzen.

Im KZ Dachau wurde in jener Nacht Georg Elser ermordet. Der Schreiner aus dem Schwäbischen hatte 1939 versucht, Hitler mit einer Bombe im Münchener Bürgerbräukeller umzubringen. Im KZ Sachsenhausen bei Berlin wurde der Jurist Hans von Dohnanyi getötet. Er war der Schwager von Dietrich Bonhoeffer und Mitverschwörer der Opfer in Flossenbürg.

Untergang der Nazis war besiegelt

Dabei war vor 75 Jahren der Untergang der Nazis besiegelt: alliierte Truppen rückten in Deutschland vor und das rettende Kriegsende war nur einen Monat entfernt. «Bis zur letzten Stunde verfolgte das Regime seine Gegner, damit keiner am Aufbau eines neuen Deutschlands mitwirken konnte.» Das sagte der Historiker Johannes Tuchel der Deutschen Presse-Agentur.

adolf hitler
Adolf Hitler bei einer Rede 1933. Der Diktator hatte Dietrich Bonhoeffer 1945 hinrichten lassen. - keystone

Der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin sieht den 9. April als «Zeichen der Rache, der bis ans Ende klaren und eindeutigen Rachewünsche und Rachefantasien» Hitlers.

Tage später in der Nacht zum 23. April 1945 ermordeten SS-Leute in Berlin weitere Mitglieder des Widerstands. Zu den Opfern zählten die Juristen Rüdiger Schleicher und Klaus Bonhoeffer, der Wissenschaftler und Schriftsteller Albrecht Haushofer.

Wenige stellten sich gegen Nazis

Es waren in Deutschland nur wenige Menschen, die sich gegen die Nazis stellten. Doch das Ende des Widerstands zeigte noch einmal, aus welch verschiedenen Bereichen sie kamen: von Admiral Canaris, dem Leiter des Militärgeheimdienstes Abwehr, bis zu Elser, der allein in eigener Verantwortung handelte. Junge Leute wie Sophie und Hans Scholl in der Widerstandsgruppe Weisse Rose, Konservative, Sozialdemokraten und Kommunisten hatten Widerstand geleistet.

Von 1938 an versuchten Zirkel hoher Militärs und Verwaltungsbeamter, Hitler zu beseitigen. Erst um den Krieg zu verhindern, später um ihn zu beenden. Ihr Ziel war, «durch eine grosse verneinende Geste Widerspruch einzulegen gegen Hitler und alles, was er und seine Herrschaft bedeuteten.» Dies schrieb Joachim Fest in dem Buch «Staatsstreich» (1994).

Georg Elser
Ein Denkmal für Georg Elser in Konstanz. - Keystone

Am gefährlichsten wurde dem Diktator der Anschlag, den Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 verübte. Doch auch dieser Plan scheiterte.

Canaris hielt in der Abwehr lange Zeit die Hand über Verschwörer wie den Generalmajor Oster. Seine letzten Worte klopfte der Admiral in Flossenbürg einem Zellennachbarn: «Meine Zeit ist um. War kein Landesverräter. Habe als Deutscher meine Pflicht getan.»

Dietrich Bonhoeffer hingerichtet als Abwehr-Mitarbeiter

Auch Dietrich Bonhoeffer wurde als Mitarbeiter der Abwehr hingerichtet. Der Pastor hatte versucht, seinen ökumenischen Kontakten im Ausland mitzuteilen, dass im Dritten Reich eine Gruppe am Sturz Hitlers arbeite. Dabei tarnte er sich als Agent.

Georg Elser auf Hitler
Das Archivbild vom November 1939 zeigt Aufräumarbeiten nach dem Bombenattentat auf Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller. Die Bombe ging 13 Minuten zu spät hoch. Wegen dieses Missgeschicks entging Nazi-Diktator Hitler dem Anschlag, den der Schreinergeselle Johann Georg Elser in monatelanger Arbeit vorbereitet hatte. - DPA

Mit der Anerkennung für Elser hat sich Deutschland lange schwer getan. Der Handwerker hatte in 30 Nächten im Bürgerbräukeller eine Säule ausgehöhlt und dort eine Bombe eingebaut. Sie sollte Hitler und seine Führung töten, doch verliess der Diktator die Veranstaltung wenige Minuten vor der Explosion.

Bei Elser habe die Diffamierung durch die Nazi-Propaganda lange nachgewirkt, sagte Tuchel. «Heute wird Georg Elser als mutiger Mensch gewürdigt. Er wollte den Tyrannen und dessen Elite töten, um den Krieg zu verhindern.»

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