Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat von der Politik konkrete Massnahmen für eine Stärkung der Tarifbindung gefordert.
Verdi-Fahne in Dortmund
Verdi-Fahne in Dortmund - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifabschlüssen soll erleichtert werden.
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«Es ist erschreckend, dass nur noch die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland auf den Schutz durch Tarifverträge vertrauen kann», erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger am Montag. Verdi will deshalb in den laufenden Tarifverhandlungen die Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der ausgehandelten Tarifverträge bei den zuständigen Arbeitsministerien erreichen.

Laut einer Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung konnten sich im Jahr 2019 lediglich 52 Prozent der Angestellten auf einen Tarifvertrag berufen. Im Einzel- und Versandhandel waren es demnach lediglich 28 Prozent, im Gross- und Aussenhandel 33 Prozent.

Um die Allgemeinverbindlichkeit der ausgehandelten Tarifverträge beim Bundesarbeitsministerium beantragen zu können, müssen allerdings auch die Arbeitgeberverbände zustimmen. Sollte dies gelingen, würde die Tarifverträge auch für bislang nicht tarifgebundene Unternehmen gelten. Verdi kritisierte, die Gesetzeslage gebe den Arbeitgeberverbänden zurzeit noch eine «Vetomacht». Die Gewerkschaft forderte deshalb eine Gesetzesänderung, mit der die Allgemeinverbindlichkeitserklärung erleichtert werden soll.

In einer kürzlich veröffentlichten Verdi-Umfrage hatten 85 Prozent der Menschen in Westdeutschland und 88 Prozent der Menschen in Ostdeutschland die schwindende Tarifbindung negativ bewertet. 65 Prozent der Befragte sprachen sich demnach für staatliche Eingriffe aus, wenn es darum geht, die Tarifbindung in den Branchen zu stärken oder zu erhalten. 31 Prozent der Befragten waren gegen solche Eingriffe.

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