Deutschpolen entscheiden sich bei Wahl für das «kleinere Übel»

Samantha Reimer
Samantha Reimer

Polen,

Die Wahl in Polen sorgt auch bei Deutschpolen für Spannung. Viele wählen dabei anders als ihre Landsleute in der Heimat.

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Die Flaggen der Europäischen Union und von Polen wehen am deutsch-polnischen Grenzübergang in Frankfurt (Oder). - dpa-infocom GmbH

Die Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen steht bevor. Auch rund 850'000 in Deutschland lebende Polen mit polnischem Pass sind wahlberechtigt.

Wie «DW» berichtet, haben sich über 112'000 von ihnen für die Teilnahme registriert – ein Rekordwert. Viele dieser Wählerinnen und Wähler fühlen sich weiterhin eng mit Polen verbunden.

Die Präferenzen für die Wahl

Sie nehmen dafür lange Wege auf sich, denn Wahllokale gibt es nur in 54 deutschen Städten.

Eine Briefwahl ist nicht möglich, wie «DW» erklärt. Die Präferenzen der Deutschpolen unterscheiden sich deutlich vom Rest der polnischen Bevölkerung.

Hast du polnische Wurzeln?

Im ersten Wahlgang lag der liberale Rafal Trzaskowski in Deutschland mit 40,6 Prozent vorne. In Polen erreichte er hingegen nur 31,6 Prozent.

Rechtsextreme Kandidaten überraschend stark

Der rechtsextreme Slawomir Mentzen kam bei den Deutschpolen auf 18,8 Prozent. In Polen selbst waren es nur 14,5 Prozent.

Auch andere rechtsextreme Kandidaten schnitten in Deutschland besser ab. Die Politologin Agnieszka Lada-Konefal sieht darin vor allem eine Ablehnung des etablierten Zwei-Parteien-Systems.

Viele seien ausgewandert, weil sie sich benachteiligt fühlten, so Lada-Konefal laut «DW». Einige Wähler vergleichen die rechtsextremen Parteien in Polen zudem mit der AfD und wählen «gegen das System».

Das «kleinere Übel» als Wahlmotiv

Viele Deutschpolen entscheiden sich nicht für ihren Wunschkandidaten, sondern gegen den aus ihrer Sicht gefährlicheren Gegner. Für Ewa, die seit 40 Jahren in Deutschland lebt, ist die Wahl eine Pflicht.

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Der Präsidentschaftskandidat Karol Nawrocki. - keystone

Sie setzt sich für Demokratie und Rechtsstaat ein. Und auch für die queere Community ist die Wahl entscheidend.

Dana, die aus Angst vor Diskriminierung nach Berlin geflüchtet ist, sagt laut «DW»: «Am Sonntag wähle ich Trzaskowski, weil er weniger schlimm ist als Nawrocki.»

Aus Trotz statt Überzeugung wählen

Umfragen sehen beide Kandidaten vor der Stichwahl gleichauf. Die Stimmen der Auslandspolen könnten daher entscheidend sein.

Für viele geht es am Wahltag aber nicht mehr darum, wen sie wollen – sondern darum, wen sie nicht wollen.

Die Wahlbeteiligung der Polen in Deutschland ist so hoch wie nie. Viele sehen sich in der Verantwortung, ein Zeichen für die Zukunft ihres Herkunftslandes zu setzen.

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Kommentare

User #6538 (nicht angemeldet)

Jeder nationalistische Kandidat, welcher in Europa an die Spitze seines Landes gewählt wird ist Wasser auf die Mühlen von Russland, China und USA. Erstere beteiligen sich aktiv am Zerfall der EU mittels Propaganda auf allen möglichen Kanälen. Die USA halten sich (bis auf den "Präsidenten") noch zurück. Europa inkl. der Schweiz muss JETZT zusammen stehen.

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