Seit heute Dienstag gelten in Paris verschärfte Massnahmen gegen das Coronavirus. Diese ernten Kritik von allen Seiten.
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Eine Frau mit Maske vor dem Eiffelturm. Die Pariser Behörden reagieren auf die steigenden Infektionszahlen des Coronavirus. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Dienstag treten in Paris neue Massnahmen in Kraft.
  • Besonders die Schliessung der Bars sorgt für Diskussionsstoff. Restaurants bleiben offen.
  • Wirtschaftsverbände wie auch Epidemiologen kritisieren den Weg der Behörden.

Frankreich bekommt den Anstieg der Fälle des Coronavirus nicht in den Griff. Die offiziellen Zahlen sehen nicht gut aus: Fast täglich werden 10'000 Neuinfektionen gemeldet, die französischen Contact Tracer gehen 1340 Infektions-Clustern nach. Die Positivitätsrate der Tests liegt deutlich über fünf Prozent, auch die schweren Fälle nehmen zu. Für zwei Drittel des Landes gilt die höchste Warnstufe im französischen Corona-Ampelsystem.

Zu den französischen Hotspots des Coronavirus gehört auch Paris: Die Hauptstadt vermeldet neben Marseille eine der höchsten Infektionsquoten. Darauf haben die Behörden nun reagiert – heute Dienstag treten zusätzliche Massnahmen in Kraft. Doch die neuen Massnahmen werden kritisiert – sowohl aus der Wirtschaft als auch von Epidemiologen.

Paris ist nur noch einen Schritt vom Lockdown entfernt

Der neue Massnahmenkatalog erinnert bereits wieder an einen Lockdown: Paris gilt neu als «Zone mit maximaler Alarmstufe».

Das Nachtleben wird quasi komplett untersagt: Bars, Clubs und Spielhallen müssen geschlossen bleiben. Musik und alkoholische Getränke sind nach zehn Uhr in der Öffentlichkeit verboten. Sportliche Aktivitäten sind nur noch im Freien erlaubt – Fitnesstudios, Sporthallen und Schwimmbäder bleiben jedoch zu.

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Letzte Runde: Schon seit vergangener Woche mussten Pariser Bars um zehn Uhr schliessen – jetzt bleiben sie mindestens zwei Wochen lang komplett zu. - Keystone

Das Homeoffice sei nun so wichtig wie noch nie, mahnte die französische Arbeitsministerin Élisabeth Borne. In den Zonen mit maximaler Alarmstufe müsse «wo immer möglich» von zu Hause gearbeitet werden. Ausserdem dürfen die Hörsäle der Unis nur noch zu 50 Prozent gefüllt werden: Die Pariser Bürgermeisterin hat die Situation an den Universitäten kürzlich als «katastrophal» beschrieben.

Coronavirus: Zu viele Massnahmen oder zu wenige?

Das beschlossene Massnahmenpaket der Behörden erntete bereits viel Kritik – sowohl aus der Wirtschaft als auch von Epidemiologen.

Während nämlich die Bars schliessen müssen, dürfen die Restaurants weiter geöffnet bleiben. Zwar begrüsste Gastgewerbeverbands-Präsident Frank Delvau die Entscheidung bezüglich der Restaurants, kritisierte gleichzeitig jedoch den Beschluss zur Bar-Schliessung.

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Passanten mit Maske vor einem Wandgemälde: Das Coronavirus breitet sich weiter in Paris aus. - Keystone

Während Wirtschaftsvertretern die Massnahmen zu weit gehen, sind Epidemiologen jedoch vom Gegenteil überzeugt: «Ich bin 100 Prozent dafür, die Pandemie ohne zu grossen wirtschaftlichen Schaden anzugehen. Aber wenn dabei nicht langsam etwas Logik herrscht, retten wir die Gastronomen bestimmt nicht», zitiert «tagesschau.de» Hélène Rossinot, Spezialistin für öffentliche Gesundheit.

Hinsichtlich Situation an den Unis komme die Entscheidung viel zu spät, kritisiert Gilles Pialoux, Chefinfektiologe des Pariser Tenon-Spitals: «Wir sind in der gleichen Situation wie während der ersten Corona-Welle: Wir laufen mit den Entscheidungen hinterher, anstatt vorneweg zu gehen.»

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