Italien führt mit das 3G-Prinzip - geimpft, genesen oder getestet - in der Arbeitswelt ein. Es kommt zu Protesten, doch für den Grossteil der Beschäftigten ändert sich wenig - denn sie sind geimpft.
Protestteilnehmer sind in Bologna mit Fahnen auf der Strasse, um gegen den sogenannten «Grünen Pass» zu demonstrieren. Foto: Michele Nucci/LaPresse/AP/dpa
Protestteilnehmer sind in Bologna mit Fahnen auf der Strasse, um gegen den sogenannten «Grünen Pass» zu demonstrieren. Foto: Michele Nucci/LaPresse/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Begleitet von Protesten und vereinzelten Streiks, aber ohne grosses Chaos hat Italien den «Grünen Pass» in allen Bereichen der Arbeitswelt eingeführt.

Rund 23 Millionen Beschäftigte müssen künftig das Corona-Zertifikat als Nachweis einer Impfung, Genesung oder eines negativen Tests vorzeigen, um zu ihren Arbeitsplätzen in Büros, Fabriken, Geschäften oder Gaststätten zu gelangen. Eine derart umfassende Massnahme zur Covid-Bekämpfung ist europaweit einzigartig.

An vielen Orten Proteste

Entsprechend gab es am Freitag zum Auftakt der neuen Phase an vielen Orten Proteste. Das von manchen Kritikern prophezeite Chaos blieb aber aus. In Genua und Triest bestreikten Hunderte Arbeiter die zwei wichtigsten Häfen des Landes. Von den Morgenstunden an versuchten Demonstranten immer wieder, Teile der beiden Häfen zu blockieren. Der Verladebetrieb wurde dabei aber nicht entscheidend beeinträchtigt.

Auch der Güterverkehr auf der Strasse kam nicht zum Erliegen, wie teilweise prognostiziert wurde. Weil viele Fernfahrer nicht oder nicht mit einem in der EU zugelassenen Vakzin geimpft sind, hatten die Spediteure massenweise Ausfälle befürchtet. Ihnen kam die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi aber kurzfristig entgegen und machte Ausnahmen für ausländische Lastwagenlenker - was wiederum bei den italienischen Verbänden für Empörung sorgte.

Neue Massnahme soll Schliessungen vermeiden

Italien will mit der vor einem Monat angekündigten und nun in Kraft getretenen Massnahme die Sicherheit am Arbeitsplatz erhöhen, dadurch Schliessungen von Betrieben wie etwa im vorigen Herbst und Winter vermeiden und die Impfverweigerer zum Umdenken bewegen.

85 Prozent der Italiener über zwölf Jahren sind mindestens einmal geimpft. Für die Beschäftigten unter diesen gut 46 Millionen Menschen ändert sich damit praktisch kaum etwas in ihrem Arbeitsalltag. Sie bekommen den «Grünen Pass» - also den QR-Code, den man etwa auch in Deutschland kennt - und können so zu ihren Arbeitsplätzen, aber auch in Kinos, Theater, Museen, in Langstreckenzüge oder Diskotheken.

Kritiker und Impfgegner werfen dem Staat vor, ihnen das Recht auf Arbeit zu nehmen. Wer seinem Beruf nicht nachgehen kann, weil er kein Covid-Zertifikat hat, bekommt auch keinen Lohn. In Apotheken sind teilweise bis Jahresende die Termine für Tests ausgebucht. Die Hafenarbeiter in Triest kündigten bereits an, so lange zu streiken, bis die Nachweispflicht abgeschafft wird. Der Ausnahmezustand in Italien läuft nach derzeitigem Stand noch bis zum 31. Dezember.

Polizei bei Demonstrationen vor Ort

«Libertà, Libertà» (Freiheit, Freiheit) riefen Demonstranten am Nachmittag auf dem Feld des Circus Maximus in Rom. Bei der Kundgebung mit wenigen Tausend Teilnehmern erklärte Edoardo Polacco von der Vereinigung Mille Avvocati per Difendere la Costituzione, die Gewerkschafter hätten sich verkauft an die Politik.

Ein Demonstrant sagte, die Regelungen seien ungerecht für viele, zumal die Corona-Tests kostenpflichtig sind. Sich impfen zu lassen, sei eine persönliche Entscheidung und keine Pflicht. Die Polizei war mit vielen Einsatzkräften vor Ort, um mögliche Ausschreitungen zu unterbinden.

Am Samstag war es in Rom zu Krawallen bei Corona-Demos mit Verletzten gekommen. Vor Beginn der Kundgebung im Circus Maximus verteilten Demonstrantinnen symbolisch Blumen an die Ordnungskräfte.

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