Der Fall einer schwangeren Londoner Jugendlichen in Syrien hat in Grossbritannien eine Debatte über den Umgang mit Dschihad-Rückkehrern ausgelöst.
Shamima Begum
Shamima Begum (rechts) zusammen mit zwei Freundinnen am Flughafen Gatwick auf dem Weg in die Türkei. Vor sechs Jahren machten sich die Schülerinnen auf den Weg um sich der Terrormiliz IS anz - METROPOLITAN POLICE/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schwangere Jugendliche in Syrien löst Debatte um Dschihad-Rückkehrer aus.

Innenminister Sajid Javid sagte der «Times» am Freitag, er würde Menschen wie Shamima Begum, «die voller Hass auf unser Land sind», nicht zurückkehren lassen. «Meine Botschaft ist klar: Wenn ihr Terrororganisationen im Ausland unterstützt habt, werde ich nicht zögern, eure Rückkehr zu verhindern», sagte Javid.

Das Londoner Schulmädchen Begum war 2015 mit zwei Freundinnen über die Türkei nach Syrien gereist, um sich der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) anzuschliessen. Ihr Fall sorgte für Empörung in Grossbritannien, das wiederholt Ziel von IS-Anschlägen war. Nun spürte die «Times» die 19-Jährige in einem Flüchtlingslager im Osten Syriens auf. Die hochschwangere Jugendliche sagte, sie wolle nur noch nach Hause zurück.

«Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten», sagte sie der Zeitung. «Ich bin aus dem Kalifat geflohen. Alles was ich will, ist nach Hause nach Grossbritannien zurückzukehren.» Die britische Regierung kann ihr nicht die Einreise verweigern, da sie einen britischen Pass hat, doch kann sie sie an der Grenze festnehmen lassen. Wie andere europäische Staaten zeigt sich Grossbritannien bisher unwillig, ausgereiste IS-Anhänger aus Syrien heimzuholen.

Der frühere Chef des Auslandsgeheimdiensts MI6, Richard Barrett, schrieb in einem Beitrag für den «Guardian», der Staat habe trotz berechtigter Bedenken die Pflicht, sich um seine gefangenen Bürger im Ausland zu kümmern. «Ob es einem gefällt oder nicht, sind diese Menschen Produkte unserer Gesellschaft, und es würde Sinn ergeben, genau zu schauen, warum sie ihr auf solch dramatische Weise den Rücken gekehrt haben», schrieb Barrett.

Auch ihre Angehörigen riefen zu Nachsicht auf, da Begum bei der Ausreise erst 15 gewesen sei. Konservative Zeitungen sprachen sich jedoch dagegen aus, ihr die Rückkehr zu erlauben. Die Kolumnistin Allison Pearson schrieb in «The Daily Telegraph»: «Du, meine herzlose kleine Dschihadistenbraut, bist ein Sicherheitsrisiko für das Vereinigte Königreich.» «Kein Bedauern. Keine Reue. Keine Rückkehr», titelte das Boulevardblatt «The Sun».

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