Bund schlägt Alarm: Unsere Kinder essen sich krank!
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit schlägt Alarm: Die Schweizer Bevölkerung isst sich krank – und verursacht damit Kosten von 66 Milliarden Franken.

Das Wichtigste in Kürze
- San Francisco verklagt wegen hochverarbeiteter Lebensmittel zehn Nahrungsmittelkonzerne.
- Ungesunde Ernährung ist auch in der Schweiz ein grosses Problem.
- Schweizer Kinder und Erwachsene konsumieren zu viel Zucker, Fastfood und Fertigprodukte.
- Die Kosten schiessen deshalb in die Höhe – jährlich 66 Milliarden Franken.
- Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit schlägt deshalb Alarm.
Die US-Westküstenstadt San Francisco reichte vor kurzem Klage gegen zehn grosse Nahrungsmittelproduzenten ein. Darunter Nestlé USA, Kellogg, Coca-Cola und Mars.
Im Zentrum stehen hochverarbeitete Lebensmittel, aggressive Marketingstrategien und die daraus resultierende Gesundheitskrise.
San Francisco wirft den Konzernen vor, «wissentlich in Kauf genommen» zu haben, dass ihre Produkte Menschen krank machen. Und so «prächtig daran verdient» zu haben.
Auch das Kinderhilfswerk Unicef schlägt Alarm. Denn nicht nur Erwachsene sind betroffen. Immer mehr Kinder weltweit konsumieren hochverarbeitete Lebensmittel – mit gefährlichen Folgen für ihre Gesundheit.
Auch Schweizer Kinder essen sich krank
Ein Blick auf die Schweiz zeigt ähnliche Trends. Die Studie «menuCh-Kids» des Bundes offenbart, dass Kinder und Jugendliche bei gesunder Ernährung deutlich hinterherhinken.
Ernährungsberaterin Moana Werschler, bekannt als «Miss Broccoli», berichtet gegenüber Nau.ch: «Viel zu oft sehe ich Schülerinnen und Schüler mittags mit Fastfood.» Beliebt seien Hamburger, Pommes, Fertigpizza oder Schinkengipfeli.

Sarah Camenisch, Mediensprecherin beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit, ergänzt auf Anfrage von Nau.ch: «21 Prozent der Kinder und Jugendlichen essen wöchentlich Fastfood. Und im Durchschnitt konsumieren sie 2,5 Deziliter Süssgetränke pro Tag.»
Die Schweizer Bevölkerung ernähre sich insgesamt unausgewogen. Der Zuckerkonsum liege doppelt so hoch wie empfohlen, gibt Camenisch zu bedenken.
«Häufig konsumiert werden vor allem verarbeitetes Fleisch, salzige Snacks, Süssigkeiten. Insbesondere Schokolade und Backwaren, Fastfood und Süssgetränke.»
Fast Hälfte der Erwachsenen ist übergewichtig
Kinder würden täglich ungefähr «95 Gramm zuckerhaltige Lebensmittel» zu sich nehmen. Das entspricht fast einer ganzen Tafel Schokolade.
Die Folgen sind dramatisch: «Eines von fünf Kindern und 43 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz sind übergewichtig oder fettleibig», sagt Camenisch.
Und jedes zehnte Kind zeige Blutwerte, die auf ein erhöhtes Diabetesrisiko hinweisen würden.

Rund 2,7 Millionen Menschen in der Schweiz würden an nicht-übertragbaren Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs leiden.
Das ist eine halbe Million mehr als noch vor neun Jahren: «2016 waren es noch 2,2 Millionen Menschen», sagt Camenisch.
Kosten von 66 Milliarden Franken
Diese Krankheiten würden jährliche Kosten von rund 66 Milliarden Franken verursachen, «was 72 Prozent der Gesundheitskosten entspricht».
Eine unausgewogene Ernährung sowie Übergewicht und Fettleibigkeit seien «erwiesenermassen wesentliche Risikofaktoren für die Entwicklung solcher Krankheiten».
Regulatorische Massnahmen gibt es laut Camenisch kaum: «Das Parlament hat in der Vergangenheit verschiedene Vorstösse für eine gesetzliche Regulierung ungesunder Lebensmittel abgelehnt.»
Die Schweizer Ernährungsstrategie setze stattdessen auf Kooperation mit der Industrie: «Bei der Zuckerreduktion ist dieser Weg wirksam.»
«Zuckerreduktion muss weitergehen»
Hier gibt es die sogenannte «Erklärung von Mailand»: Nahezu alle grossen Schweizer Lebensmittel- und Getränkehersteller sowie Detailhändler verpflichten sich freiwillig, den Zucker in ihren Lebensmitteln zu reduzieren.
Für Camenisch ist klar: «Diese Initiative trägt Früchte – die Zuckerreduktion muss aber weitergehen.»











