«Bombiges Erlebnis»: Dieser Brief legte die Münchner Wiesn lahm

Wegen einer Bomben-Drohung blieb das Oktoberfest zunächst geschlossen. Jetzt ist die Wiesn wieder offen. Um Punkt 17.30 strömten die Massen rein.

Oktoberfest
Die Wiesn ist wieder offen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit dem frühen Mittwochmorgen läuft in München ein Grosseinsatz.
  • Im Rahmen einer Familienstreitigkeit setzte ein 57-Jähriger ein Gebäude in Brand.
  • Er tötet seinen Vater und verletzt seine Mutter und seine Tochter – dann begeht er Suizid
  • Der Tatverdächtige hinterliess eine Sprengstoffdrohung mit Bezug zum Oktoberfest.
  • Seit 17.30 Uhr ist die Wiesn wieder offen.

Ausnahmezustand in München: Am Morgen brennt und explodiert es in einem Haus – und dann findet sich ein Drohschreiben gegen das Oktoberfest.

Deshalb ist die Wiesn am Mittwoch stundenlang geschlossen geblieben. Die Gefahr sei einfach zu gross, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter. Die Polizei sprach von einer «Sprengstoffdrohung».

Oktoberfest wieder offen

Erst am Nachmittag gab es dann Entwarnung: Die Sperrung wird aufgehoben, um 17.30 Uhr werde das grösste Volksfest der Welt wieder öffnen, wie Reiter auf Instagram mitteilt.

Oktoberfest
Die Massen gehen wieder ins Festgelände rein. - keystone

Jetzt ist das Volksfest wieder offen. Um Punkt 17.30 Uhr strömten die Massen ins Festgelände rein.

Dieses Schreiben legte die Münchner Wiesn lahm

Weil dann im Briefkasten eines Nachbarhauses ein Schreiben vom Tatverdächtigen gefunden wurde, in dem er auch das Oktoberfest bedrohte, wurde die Wiesn stundenlang geschlossen und nach Sprengsätzen abgesucht.

«Neben vielen Textbausteinen hat es einen Satz gegeben, der uns aufhorchen hat lassen, der davor warnt, nicht auf die Wiesn zu gehen, denn es könnte ein ‹bombiges Erlebnis› geben», sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Und «wenn jemand schon das eigene Elternhaus in die Luft gesprengt hat», dann müsse man eine solche Drohung ernst nehmen.

Grosseinsatz der Polizei am Morgen

Hintergrund der stundenlangen Schliessung ist ein Zusammenhang mit einer Explosion im Münchner Norden und «ein entsprechendes Schreiben des Täters».

Im Norden der süddeutschen Stadt hatte ein 57 Jahre alter Mann nach ersten Erkenntnissen im Rahmen eines Familienstreits am Morgen ein Wohnhaus in Brand gesteckt und Sprengfallen deponiert. Die 21 Jahre alte Tochter des Mannes und seine 81-jährige Mutter kamen verletzt in eine Klinik.

Polizei: Zweiter Toter gefunden

Am Abend teilt die Polizei mit: Es ist ein weiterer Toter entdeckt worden. Neben dem Tatverdächtigen, der sich selbst das Leben nahm, kam ein weiterer Mensch ums Leben.

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich dabei um den 90 Jahre alten Hausbesitzer und Vater des mutmasslichen Täters handelt. Er sei auf Aufnahmen des abgebrannten Hauses entdeckt worden, das wegen der Hitze aber bis zum frühen Abend noch nicht betreten werden konnte.

Die Polizei geht davon aus, dass der 57-Jährige das Haus im Streit mit seiner Familie angezündet hat. Wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, soll er die Vaterschaft für seine Tochter angezweifelt und in diesem Rahmen sogar eine Petition an den bayerischen Landtag gestellt haben.

Die 21-Jährige ist eine von zwei verletzten Frauen. Sie war aus dem brennenden Haus gerettet worden. Ihre 81 Jahre alte Oma, die Mutter des Tatverdächtigen, hatte sich den Angaben zufolge im Garten versteckt. Sie sei mittelschwer verletzt, ihre Enkelin leicht.

Tatverdächtiger begeht Suizid

Nach derzeitigem Kenntnisstand handle es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 57-Jährigen deutschen Staatsangehörigen mit Wohnsitz in Starnberg. Der 57-Jährige verfügte weder über waffen- noch sprengstoffrechtliche Erlaubnisse.

Der Tatverdächtige habe laut vorläufigen Erkenntnissen in der Nähe des Lerchenauer Sees Suizid begangen. Er führte demnach einen Rucksack mit sich, in dem sich nach jetzigem Stand eine Sprengvorrichtung befindet, die zunächst entschärft werden muss.

Im Bereich des Tatorts am betroffenen Wohngebäude in der Lerchenau sowie im Bereich der Auffindeörtlichkeit der toten Person am Lerchenauer See würden weiterhin polizeiliche Massnahmen durchgeführt.

Einsatz München
Ein Transporter ist komplett ausgebrannt. - keystone

Auch in der Wohnung des Tatverdächtigen in Starnberg wurden Durchsuchungs- und Ermittlungsmassnahmen durchgeführt.

Als die Polizei in Lerchenau eintraf, fand sie vor dem Haus die 81-jährige Mutter des Tatverdächtigen vor. Sie habe sich im Gebüsch versteckt. Die 21-jährige Tochter wurde per Leiter aus dem brennenden Haus gerettet. «Sie war bereit, zu springen», erklärt Polizeipräsident Thomas Hampel an einer Medienkonferenz.

Verdächtiger Gegenstand an ausgebranntem Auto

Am frühen Nachmittag war dann im Rahmen der Entschärfungsmassnahmen eine Explosion zu hören. Vor dem Haus war am Morgen ein Transporter ausgebrannt, ein paar Strassen weiter zwei Autos. Ausserdem wurde ein verdächtiger Gegenstand gefunden, von dem die Polizei nicht sagte, was es ist.

Die Autos befanden sich im Umfeld des Wohnhauses in München, in dem es am Morgen brannte und Explosionsgeräusche zu hören waren. Die Ermittler sehen einen Zusammenhang zu dem Brand.

Polizisten
In München ist ein Grossaufgebot der Polizei und Feuerwehr im Einsatz. - keystone

Im Rahmen der ersten Ermittlungen wurde zudem im Umfeld des Tatorts ein vom Tatverdächtigen verfasstes Schreiben aufgefunden. Dieses enthielt eine unspezifische Sprengstoffdrohung mit Bezug zum Oktoberfest.

Die Stadt entschied sich, das Volksfest geschlossen zu lassen, bis das Gelände vollständig abgesucht war. Zwischen 25 und 30 Sprengstoff-Spürhunde aus ganz Bayern und mehr als 500 Polizisten waren auf der Wiesn im Einsatz.

Aktuell gebe es keine Hinweise, dass an anderen Orten in München eine Gefahr bestehe, teilte die Polizei mit.

Lage am Oktoberfest lange unklar

Oberbürgermeister Dieter Reiter schloss zuvor nicht aus, dass das Oktoberfest am Mittwoch ganztägig geschlossen bleibt.

«Die Polizei wird alles tun, möglichst bis am Nachmittag um 17.00 Uhr die Wiesn komplett durchsucht zu haben, um damit Sicherheit zu gewähren. Wenn das nicht der Fall ist, werde ich mich wieder melden, dann wird die Wiesn heute gar nicht eröffnet», sagte Reiter auf der Plattform Instagram. «Tut mir leid, anders geht’s nicht, Sicherheit geht vor.»

Wiesn
Bleibt das Oktoberfest am Mittwoch ganz geschlossen? - keystone

Rund um das Oktoberfestgelände blieben Besucher am Vormittag zunächst noch ratlos stehen. «Aufgrund einer Bombendrohung öffnet das Oktoberfest heute vorerst um 17.00 Uhr», hiess es dann über Lautsprecher.

Die Menschen reagierten ruhig und machten sich wieder auf den Heimweg. Die Warteschlangen an den Eingängen lösten sich auf.

Nach Oktoberfest-Sperrung: Wirte bieten Umbuchungen an

Nach der stundenlangen Schliessung des Münchner Oktoberfestes bieten die Wirte Umbuchungen an. «Mittagsreservierungen können je nach Verfügbarkeit auf die kommenden Tage umgebucht werden», teilten die Wirtesprecher Peter Inselkammer und Christian Schottenhamel mit.

«Wichtig ist jetzt erst einmal, dass die Zelte innerhalb von so kurzer Zeit wieder geöffnet werden können, um die Gäste wieder bewirten zu können.» Wer umbuchen will, solle sich im jeweiligen Festbüro des Zeltes melden.

oktoberfest
Das Oktoberfest in München. (Archivbild) - AFP

Die Gutscheine für Bier und Hendl behalten – wie immer – auch unabhängig vom reservierten Tisch ihre Gültigkeit und können in den kommenden Tagen noch eingelöst werden, wie Inselkammer und Schottenhamel betonten.

Sie bedankten sich bei den Behörden für das besonnene Vorgehen. «Für uns Wirte war es ein bedrückender Moment, als die Wiesn geschlossen wurde und wir alle das Gelände verlassen mussten», sagte Inselkammer. Aber: «Die Sicherheit unserer Gäste geht vor.»

Kein Zusammenhang mit Antifa

Auf der Website indymedia.org wurde am frühen Morgen ein Text mit dem Titel «Antifa heisst Angriff» gepostet.

Darin hiess es: «In den frühen Morgenstunden haben wir im Münchner Norden einige Luxuskarren abgefackelt und Hausbesuche abgestattet. Zudem ging für einen Fascho sein Morgenspaziergang nicht besonders gut aus.»

Wie die Münchner Polizei auf X mitteilt, bestehe seitens des Tatverdächtigen kein Bezug zur Antifa. «Nach aktuellem Stand der Ermittlungen handelt es sich bei dem Post auf Indymedia um Trittbrettfahrer.»

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Brauchst du Hilfe?

Bist du selbst depressiv oder hast du Suizidgedanken? Dann kontaktiere bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).

Unter der kostenlosen Hotline 143 erhältst du anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.

Für Kinder oder Jugendliche steht die Notrufnummer 147 zur Verfügung.

Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch

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