Oktoberfest gesperrt – Besucher hatten Todesangst und Massenpanik
Die Polizei in München warnte am Samstagnachmittag vor dem Besuch ans Oktoberfest. Wie gefährlich war die Lage?
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Das Wichtigste in Kürze
- Massiver Andrang führte am Samstag zu einer zeitweisen Sperrung des Oktoberfests.
- Rund 300'000 Besucher drängten sich auf dem Gelände, teils kam es zu Panik.
- Polizei und Veranstalter geben Entwarnung, räumten aber Kommunikationsprobleme ein.
Am Samstagnachmittag herrschte auf der Theresienwiese plötzlich Ausnahmezustand. «Kommt nicht mehr auf das Oktoberfest», warnte die Polizei – ein klarer Appell, der sofort für Unruhe sorgte. Das Gelände wurde vorübergehend abgeriegelt, Besucher standen dicht gedrängt – einige sprachen von Panik. Doch alles der Reihe nach.
Gegen 17 Uhr strömten demnach tausende Menschen zu den Festzelten, wo gerade der Wechsel der begehrten Tischreservierungen stattfand. Etwa 300'000 Besucher befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Gelände. Eine Zahl, die sich normalerweise über den ganzen Tag verteilt. Besonders an der Wirtsbudenstrasse wurde es eng. Die Menge staute sich, viele konnten weder vor noch zurück. Für kurze Zeit stand das Oktoberfest still.
Um 17.25 Uhr ordnet der Koordinierungskreis des Oktoberfests an, die Zugänge zum Gelände zu schliessen. Kurz darauf folgen die ersten Durchsagen der Polizei: Das Oktoberfest ist vorerst dicht. Einen Grund nennt zu diesem Zeitpunkt niemand. Besucher, deren Zeltbesuch beendet ist, sollen das Gelände verlassen – viele reagieren verunsichert.
Auch der öffentliche Verkehr wird angepasst: U-Bahnen aus der Innenstadt fahren die Stationen Schwanthalerhöhe und Theresienwiese nicht mehr an. Parallel warnt die Polizei auf Social Media, sich nicht mehr auf den Weg zur Wiesn zu machen.
«Hatten Angst, totgetrampelt zu werden»
Nach rund 30 Minuten wurden die Eingänge zwar schrittweise wieder geöffnet. Die Lage galt ausserdem nach knapp einer Stunde als beruhigt. Doch für einige Gäste des Oktoberfests wurde es kurzzeitig ganz ungemütlich.
Viele Gäste fühlten sich von den Lautsprecherdurchsagen nämlich unzureichend informiert und gerieten in Panik. «Wir wurden fast zerdrückt, weil es so eng war», schilderte eine Besucherin der «Krone».
Die Polizei betonte, es habe zu keiner Zeit eine konkrete Gefahr bestanden, die Schilderungen der Besucher zeichnen ein anderes Bild.
«Es wurde nur gesagt, dass man das Gelände verlassen soll, nicht warum», berichtete ein weiterer Wiesn-Besucher. Einige Teenager erzählten dem «Bayerischen Rundfunk», sie hätten gedacht, «ein Massenmörder» sei unterwegs.
Auch ein «Bild»-Reporter war gefangen im Wiesn-Chaos. Er meinte: «Gegen 17 Uhr kam es zu einer Massenpanik. Ich konnte mich nicht mehr nach vorne, nicht mehr nach hinten, nicht mehr zur Seite bewegen. Menschen haben mich von hinten geschubst. Es ging einfach nicht mehr weiter.»
Er habe noch nie so etwas erlebt, sagt John Puthenpurackal. «Menschen um mich herum haben angefangen zu weinen.» Die Boulevardzeitung berichtet weiter, dass Besucher Angst gehabt hätten, «totgetrampelt und umgeschmissen» zu werden.
Eltern hätten ihre Kinder in Buden hineingehoben, um sie zu schützen. Es sei «brandgefährlich» gewesen. Eine Person, die Loveparade-Katastrophe hautnah miterlebte, sagte, sie fühlte sich an die Tragödie erinnert. «Wir standen 40 Minuten auf der Stelle, es gab immer wellenartige Bewegungen.»
Oktoberfest: Kommunikation war «nicht optimal»
Während die einen von Panik am Oktoberfest sprechen, gibt es andere, die das Wort «Panikmache» benutzen. Von den offiziellen Stellen gab es Entwarnung und eine Entschuldigung. Gegenüber der «Bild», betonte eine Sprecherin der Oktoberfest-Pressestelle: «Es gab keine Massenpanik.»
Durch den Reservierungswechsel in den Zelten sei es in der Wirtsbudenstrasse zum Getränke gekommen. Insgesamt seien gegen 17 Uhr rund 300'000 Besucher auf der Wiesn gewesen. Chef Christian Scharpf (54, SPD) sagt, das entspreche der Einwohnerzahl Augsburgs auf einer Fläche von nur 35 Hektar.
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Er verteidigt das Vorgehen des Koordinierungskreises und sagt entschuldigend: «Dass es sich alles so schnell zusammenballt, war nicht vorhersehbar gewesen.» Gleichzeitig gibt Scharpf aber gegenüber der Boulevardzeitung auch zu, dass die Kommunikation über die Lautsprecher «nicht optimal» gewesen sei.