Das bedingungslose Grundeinkommen wirkt sich positiv auf das psychische Wohlbefinden von Arbeitslosen aus, begünstigt aber nicht deren Rückkehr in den Job.
Sommer 2018 wollte Rheinau ZH einen Versuch mit dem bedingungslosen Grundeinkommen starten. Das erforderliche Kapital kam nicht zusammen, der Versuch unterblieb. Eine finnische Studie an Arbeitslosen zeigte jetzt: Bedingungsloses Grundeinkommen wirkt beruhigend, aber motiviert nicht. (Archivbild)
Sommer 2018 wollte Rheinau ZH einen Versuch mit dem bedingungslosen Grundeinkommen starten. Das erforderliche Kapital kam nicht zusammen, der Versuch unterblieb. Eine finnische Studie an Arbeitslosen zeigte jetzt: Bedingungsloses Grundeinkommen wirkt beruhigend, aber motiviert nicht. (Archivbild) - sda - Keystone/CHRISTIAN BEUTLER
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das bedingungslose Grundeinkommen scheint sich positiv aufs Gemüt auszuwirken.
  • Allerdings begünstigt es die Rückkehr an den Arbeitsmarkt eher weniger.
  • Das Problem der Arbeitssuche scheint nicht mit dem finanziellen Anreiz zusammenzuhängen.

Das bedingungslose Grundeinkommen wirkt sich positiv auf das psychische Wohlbefinden von Arbeitslosen aus. Allerdings begünstigt es deren Rückkehr auf den Arbeitsmarkt nicht. Zu diesem Ergebnis kommen finnische Forscher nach einem zweijährigen Pilotprojekt.

Die Teilnehmer waren «zufriedener mit ihrem Leben und litten seltener unter psychischer Belastung, Depressionen, Traurigkeit und Einsamkei». Dies erklärten die Forscher des finnischen Instituts für Wirtschaftsforschung Vatt am Mittwoch.

Bedingungsloses Grundeinkommen als Anreiz für die Jobsuche?

Zudem hatten sie mehr Vertrauen in ihre Mitmenschen und gesellschaftliche Institutionen. Der erhoffte Anreiz für die Arbeitssuche blieb jedoch weitgehend aus. Im Schnitt arbeiteten die Teilnehmer nur sechs Tage mehr pro Jahr.

Der «geringe» Effekt deute darauf hin, dass für einige «die Probleme bei der Arbeitssuche nicht mit finanziellen Anreizen zusammenhängen.» Dies erklärte Kari Hamalainen vom Vatt-Institut.

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Auch der finanzielle Anreiz konnte die Jobsuchenden nicht für den Arbeitsmarkt motivieren. - Keystone

Die Forscher waren der Frage nachgegangen, ob das bedingungslose Grundeinkommen einen besseren Anreiz setzt, einen Job zu finden. Das Experiment beschränkte sich dabei auf bereits arbeitslose Teilnehmer. Es ging nicht um eine Art Bürgereinkommen, das unabhängig von Reichtum, Familienstand oder Arbeitsverhältnis an jeden gezahlt wird.

Eine zufällig ausgewählte Testgruppe von 2000 Arbeitslosen hatte zwei Jahre lang jeden Monat 560 Euro erhalten. Diese Zahlungen waren dabei nicht an Bedingungen geknüpft. Hinzu kamen je nach Familienstand Kindergeld und, sofern es zu einer festen oder freien Anstellung kam, das jeweilige Gehalt.

20 Millionen Euro für das Experiment

Es war die umfangreichste Studie in diesem Bereich, die in den vergangenen Jahren in Europa vorgenommen wurde. Die finnische Regierung hatte für das Experiment 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist auch als mögliche Lösung für die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise im Gespräch. Weltweit hat die Pandemie Millionen Arbeitsplätze gefährdet.

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