Russlands Krieg gegen die Ukraine hat auch weitreichende Folgen für die Lebensmittelmärkte: Preise für die Verbraucher steigen, diverse Kosten für die Höfe auch. Wie reagieren Politik und Branche darauf?
Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Agrarmärkte und die Lebensmittelpreise sind zentrale Themen auf dem Deutschen Bauerntag.
Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Agrarmärkte und die Lebensmittelpreise sind zentrale Themen auf dem Deutschen Bauerntag. - Hendrik Schmidt/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Agrarmärkte und die Lebensmittelpreise sind zentrale Themen auf dem Deutschen Bauerntag, der am Dienstag (12.30 Uhr) in Lübeck beginnt.

Dazu wird auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir erwartet.

Vielen Betrieben machen stark gestiegene Kosten für Energie und Dünger zu schaffen, wie der Bauernverband erläuterte. Vor diesem Hintergrund sind auch Lebensmittel im Supermarkt teurer geworden. Angesichts ausfallender Getreideexporte der Ukraine wird in einigen Staaten ausserdem mit einer knappen Versorgung gerechnet.

Auf dem zweitägigen Bauerntag mit rund 450 Delegierten dürfte daher auch darüber diskutiert werden, die angespannte Lage mit höherer Produktion in Deutschland abzumildern. Der Bauernverband sprach sich dafür aus, zusätzliche Flächen zum Lebensmittelanbau zu nutzen. Özdemir hat unter anderem ermöglicht, dass ausnahmsweise Gras und Pflanzen von bestimmten «ökologischen Vorrangflächen» als Futter genutzt werden dürfen. Der Grünen-Politiker wendet sich aber gegen weitergehende Rufe auch aus den Ländern, auf Brachflächen auch Getreide anzubauen.

Ablehnung von Pflanzenschutzmitteln «ideologisch»?

Die mitregierende FDP forderte generell mehr Handlungsspielraum für die Bauern. «Landwirte sind Unternehmer, die zur Ernährungssicherheit und zur Erreichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele gleichermassen beitragen können», sagte FDP-Agrarexperte Gero Hocker. Dazu bräuchten sie Raum für unabhängige betriebliche Entscheidungen und richtige Werkzeuge. Unter anderem eine ideologische Ablehnung moderner Pflanzenschutzmittel habe die Branche zurückgeworfen. «Dieser Zustand ist auch vor dem Hintergrund einer drohenden Hungerkrise in der Welt moralisch nicht mehr haltbar.» Mehr Nachhaltigkeit gelinge nicht mit staatlichen Transferzahlungen, sondern durch Impulse und Förderung.

Neben der akuten Krise stehen weitere Vorhaben an. Özdemir hat nach jahrelangen Diskussionen einen neuen Anlauf für eine staatliche Tierhaltungskennzeichnung für Fleisch gestartet. Dazu soll auch eine gesicherte Finanzierung kommen, damit Bauern nicht alleine auf Investitionen in mehr Tierschutz im Stall sitzenbleiben. «Wir dürfen die Landwirtinnen und Landwirte beim Umbau der Tierhaltung nicht im Stich lassen», sagte Özdemir der «Augsburger Allgemeinen» (Dienstag). «Sie können die Kosten für eine artgerechtere Tierhaltung und mehr Klimaschutz sicher nicht von heute auf morgen nur am Markt erlösen, wie manche meinen», erklärte Özdemir.

Im Gespräch sind nach Empfehlungen einer Expertenkommission ein höherer Mehrwertsteuersatz oder eine Abgabe auf tierische Produkte. Denkbar wäre ein Aufschlag von 40 Cent pro Kilo Fleisch. In der Koalition knirschte es aber zuletzt. Die FDP machte klar, dass sie angesichts der Inflation Preisaufschläge für Verbraucher ablehnt.

Özdemir sagte der «Rheinischen Post» (Dienstag), viele Preissteigerungen bei Lebensmitteln kämen erst noch. «Wir müssen im Herbst und Winter mit Steigerungen rechnen, weil sich der Handel jetzt mit teurer Energie versorgen muss und die Preissteigerungen an die Kunden weitergereicht werden.»

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