Wegen Zugunglück mit drei Toten: DB-Chef kämpft mit Tränen
In Süddeutschland ist am Sonntag ein Zug entgleist. Ursache dafür war wohl ein durch Regen ausgelöster Erdrutsch. Auch der DB-Chef ist sichtlich berührt.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Süden Deutschlands ist am Sonntagabend ein Personenzug entgleist.
- Dabei starben drei Menschen, 50 wurden zum Teil schwer verletzt.
- Laut den Ermittlern hat ein Erdrutsch das Unglück ausgelöst.
- Unter den Toten befinden sich der Lokführer und ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
- Ein Bauer, der direkt bei der Unfall-Stelle wohnt, erzählt nun, was er erlebte.
Bei der Entgleisung eines Personenzugs in Süddeutschland sind am Sonntagabend drei Menschen ums Leben gekommen. Rund 50 Menschen wurden verletzt, darunter 25 schwer.
Unter den Toten sind laut Kreisbrandmeisterin Charlotte Ziller der Lokführer und ein weiterer Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
Zum Unfallzeitpunkt befanden sich rund 100 Menschen in dem Regionalexpress. Zwei Waggons entgleisten.
Erdrutsch führte zu Entgleisung
Nun ist klar: Das tödliche Zugunglück im Südwesten Deutschlands ist nach ersten Ermittlungen vermutlich durch einen von Starkregen ausgelösten Erdrutsch verursacht worden.
«Das Wasser löste einen Erdrutsch im Böschungsbereich zu den Gleisen hin aus, was wiederum wohl die Entgleisung verursachte.» Das teilten die Ermittler mit. Die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen.
Dem Deutschen Wetterdienst zufolge waren in den frühen Sonntagabendstunden unwetterartige Gewitter über die Region gezogen.
Lokal seien in kurzer Zeit 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, sagte Meteorologe Dominik Smieskol in München. Allerdings habe der DWD am genauen Unglücksort keine Messstation, um für dort konkrete Angaben machen zu können.
DB-Chef kämpft mit den Tränen
Deutschlands Bahnchef Richard Lutz hat angesichts des Zugunglücks mit drei Toten am Sonntag um Fassung gerungen. «Solche Bilder gehen bei uns ins Mark», sagte er nach einem Besuch an der Unfallstelle in Riedlingen im Südwesten Deutschlands.

Am Vormittag kamen Bahnchef Lutz und mehrere Politiker zur Unglücksstelle.
«Die Bilder und Berichte, die wir alle gestern gesehen haben und vor allem die Eindrücke, die wir alle zusammen heute Morgen hier gesammelt haben, gehen einem sehr nah und lassen einen betroffen und bestürzt zurück», sagte der Konzern-Vorstandsvorsitzende und kämpfte sichtlich mit den Tränen.
Landwirt berichtet: «Mein Sohn entdeckte den Zug»
Gegenüber «Focus» berichtet ein 76-jähriger Bauer, der ganz in der Nähe wohnt, wie er das Unglück miterlebt hat: «Mein Sohn war einer der ersten an der Unfallstelle, noch bevor die ersten Hilfskräfte eintrafen.»
Dieser sei unterwegs gewesen, weil der Regen Schlamm auf die Strasse gespült hatte. «Weil wir direkt dort ein Feld haben, wollte mein Sohn diesen Schlamm mit dem Traktor von der Strasse beseitigen.»
Da habe sein Sohn «plötzlich einen Knall gehört», so der Landwirt weiter. Ein Passant, der ebenfalls vor Ort gewesen sei, habe vermutet, dass ein Baum umgestürzt sei.
Doch: «Dann entdeckten sie den Zug in den Böschungen und sahen zwei Leichen, die aus dem verunglückten Zug gefallen waren.»
Stand unter Schock
Da das Wohnhaus der Familie nicht weit von der Unfallstelle entfernt liege, sei sein Sohn vom Traktor gestiegen. «Er war unter Schock», berichtet der Landwirt.
Er habe nicht einmal den Motor des Traktors abgestellt, ehe er davongelaufen sei. «Mein Sohn ging ins Haus und wurde dort dann von Seelsorgern betreut. Aber der Schlepper draussen lief immer noch.»
Darum sei er selbst nach draussen gegangen, um den Traktor abzustellen. «Dabei habe ich gesehen, wie inzwischen eingetroffene Hilfskräfte eines der Todesopfer eingewickelt haben. Inzwischen war die Polizei da und schirmte alles ab.»
Der Landwirt erklärt weiter: «So etwas habe ich im Ort noch nie erlebt. Man sieht sowas sonst nur im Fernsehen, jetzt haben wir es vor der eigenen Haustür.»
Aber: «Ich bin Landwirt und Jäger, bin einiges gewohnt und habe schon viel gesehen. Ich kann damit umgehen. So ist das Leben.»
Schweizer Rega half bei den Rettungsarbeiten
Die Leitstelle Reutlingen hatte am frühen Abend einen sogenannten «Massenanfall von Verletzten» gemeldet. Das bezeichnet im Rettungswesen eine Situation, bei der eine grosse Zahl von Verletzten oder Erkrankten versorgt werden muss.
Am Unfallort waren auch mindestens vier Rettungshubschrauber im Einsatz.
Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes unterstützten im Nachbar-Bundesland. Unterstützung bekamen die deutschen Einsatzkräfte auch von der Rega aus der Schweiz.