Bananen – als Smoothie, als Glacé, als Snack. Influencerin Johanna Friedemann filmt, was sie isst, und das Netz sieht gebannt zu – doch Expertinnen üben Kritik.
Influencerin Johanna Friedemann teilt ihren früchtelastigen Lebensstil fast täglich in den sozialen Medien. - Instagram / @vega.weilesguttut

Das Wichtigste in Kürze

  • Johanna Friedemann filmt jeden Tag, was sie isst, und postet es dann auf Social Media.
  • Ihre speziellen Essgewohnheiten faszinieren – und sorgen für Kritik.
  • Ernährungsexpertinnen warnen vor «Ernährungsberatung» im Internet.
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Der Satz «An dem Tag gings bei mir wieder los mit Bananen» kommt vermutlich vielen Social-Media-Usern bekannt vor. Die Frau, die damit gestartet hat, ist Johanna Friedemann. Die «zertifizierte vegane Ernährungsberaterin» aus Berlin postet auf ihrem Tiktok-Account «Vegan, weil es guttut» fast täglich ihre Menüs.

Dies sorgt auf der Plattform für einen regelrechten Aufschrei. Warum? Johanna hat aussergewöhnliche Essgewohnheiten – pro Tag isst sie bis zu zehn Bananen.

Das isst Johanna an einem Tag

Ein normaler Tag sieht ungefähr so aus: Er startet meistens mit einem Bananen-Smoothie aus mindestens vier Bananen. Dann geht es weiter mit Bananenglacé. Inhalt: gefrorene Bananen, Zimt und vielleicht ein paar Beeren.

Am Nachmittag «nascht» die Frau gerne mal einen Obstteller mit etwa sechs Früchten drauf. Und zum Abendessen macht sie sich dann eine «richtige» Mahlzeit: zum Beispiel Sushi, Gnocchi oder eine Suppe. Nach dem Znacht gibt es dann oftmals noch einen oder zwei Snacks.

Smoothie
Johannas Tag beginnt normalerweise mit einem Bananen-Smoothie: Bananen sind trotz rosa Farbe auch hier die Hauptzutat neben einigen Himbeeren.
Eis
Dieses Schokoeis besteht lediglich aus zwei Zutaten. Kakaopulver und – drei Mal dürfen Sie raten – Bananen.
Wocheneinkauf
So sieht ein Wocheneinkauf von Johanna aus.
Früchte
Die Tiktokerin gibt auch Tipps zur idealen Lagerung von Früchten – da ist sie ja Expertin.
Sushi
Und zum Abendessen gibts dann etwas Herzhaftes – zum Beispiel 52 Stück Sushi.

Dafür gibt es im Netz immer wieder Kritik – andere User warnen Johanna vor Diabetes und Verstopfung. Kann so ein Lebensstil überhaupt gesund sein? Nau.ch hat bei Fachpersonen nachgefragt.

Expertin warnt vor Mangelerscheinungen

Für Melanie Loessner, Ernährungswissenschaftlerin bei Vitamintexte, ist der Fall klar: «Durch diese einseitige Ernährungsweise bekommt der Körper nicht alle lebensnotwendigen Nährstoffe wie Vitamine, Proteine und Fette.»

Die Folgen seien von Mangelerscheinungen bis hin zu schweren Symptomen. So zum Beispiel Wasseransammlungen als klassisches Symptom für einen Mangel an Eiweiss oder Proteinen. In den Bananen sei viel Fruchtzucker – dieser ist schlecht für die Zähne. «Ausserdem kann er die Entstehung von Übergewicht und Fettleibigkeit sowie Fettstoffwechselstörungen und Diabetes Typ 2 begünstigen.»

Mögen Sie Bananen?

Ernährungsberaterin Petra Martel sieht das gleich – die Ernährung sei in diesem Fall nicht ausgeglichen. Wenn Johanna ihren Bedarf an Nährstoffen mit dieser Ernährung decken wolle, wäre sie auf mehrere Nahrungsergänzungsmittel angewiesen. «Ausserdem vertragen viele Menschen Früchte schlecht, besonders in grossen Mengen.»

Noch alarmierender als das Essverhalten selbst findet Martel allerdings Johannas selbst gegebene Berufsbezeichnung: «Zertifizierte Ernährungsberaterin ... wenn ich das schon lese.» Der Titel Ernährungsberater oder -beraterin sei leider nicht geschützt. «Jeder und jede kann sich im Prinzip so nennen», sagt sie.

Achtung vor «falschen» Ernährungsberaterinnen

Das kann verheerende Folgen haben, warnt Martel. Gerade junge Menschen würden sich schnell beeindrucken lassen und könnten durch Nachahmung ein gestörtes Essverhalten annehmen. «Viele Menschen können nicht wirklich unterscheiden, welcher Ernährungsberater nun gesetzlich oder eidgenössisch anerkannt ist und welcher nicht.»

Eine gesetzlich anerkannte Ernährungsfachperson erkenne man laut Martel wie folgt: Die Person hat Ernährung und Diätetik studiert. Eine Behandlung bei ihr werde von der Grundversicherung der Krankenkasse bezahlt.

Auch Melanie Loessner empfiehlt, bei Internet-Ernährungstipps vorsichtig zu sein: «Soziale Medien können die psychische Gesundheit und das Körperbild von Jugendlichen massgeblich negativ beeinflussen.»

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