Am Mittwoch tötete ein Däne im norwegischen Kongsberg fünf Menschen. Nun wurde bestätigt, dass sich unter den Opfern eine Deutsche befindet.
Gedenken an die Opfer im norwegischen Kongsberg. Foto: Terje Bendiksby/NTB/dpa
Gedenken an die Opfer im norwegischen Kongsberg. Foto: Terje Bendiksby/NTB/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mit Pfeil und Bogen tötete ein Däne in Kongsberg fünf Menschen.
  • Eine der Opfer war eine Deutsche.
  • Die Kompetenz der zuständigen Polizei wird zunehmend infrage gestellt.

Bei einem Gottesdienst in Kongsberg ist am Sonntag den fünf Todesopfern der Bluttat in der norwegischen Kleinstadt gedacht worden. Unter den Toten ist auch eine Frau aus Deutschland. Dies bestätigte das Auswärtige Amt am Wochenende.

«Wir müssen leider bestätigen, dass unter den Opfern eine seit längerem in Norwegen lebende deutsche Staatsangehörige ist». Dies sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Weitere Details zu Alter oder Lebensumständen der Frau nannte er nicht.

An dem Gedenkgottesdienst nahmen auch Kronprinz Haakon und Kronprinzessin Mette-Marit teil.

Zunehmende Zweifel an möglichem Terror-Akt

Unterdessen äusserten die Ermittler zunehmend Zweifel an einer terroristisch motivierten Tat. Es gebe Hinweise, dass der Verdächtige nicht wirklich zum Islam konvertiert sei.

Dies sagte Polizeiinspektor Thomas Omholt bei einer Pressekonferenz am Samstag. Stattdessen erhärte sich der Verdacht auf eine psychische Erkrankung. Zwischenzeitlich waren die Ermittler von einer terroristisch motivierten Tat ausgegangen.

Kongsberg
Vor einem Geschäft in der norwegischen Kleinstadt Kongsberg stehen Blumen und Kerzen. Foto: Terje Bendiksby/NTB/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Wie sich herausstellte, hat der Mann schon seit Jahren im Fokus der Behörden gestanden. Im Jahr 2017 veröffentlichte er ein Video, in dem er sich als Muslim und Bote bezeichnete und eine Aktion ankündigte. Die Ermittlungen hätten nun aber gezeigt, dass es der Mann mit seiner angeblichen Konversion zum Islam nicht ernst genommen habe.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann alleine gehandelt hat. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass er mit weiteren Personen im Kontakt gestanden habe, so Omholt weiter. Der Anwalt des mutmasslichen Täters sagte dem norwegischen Sender TV2, er stimme den vorläufigen Ermittlungsergebnissen der Polizei zu.

Keine Informationen zur psychischen Gesundheit des Täters

Nach Angaben der Polizei stand der Däne im Verlauf mehrerer Jahre immer wieder im Kontakt mit dem Gesundheitsdienst. Zu Details über die psychische Gesundheit des Mannes wollte sich Omholt nicht äussern. Dies, um Zeugenaussagen nicht zu beeinflussen, wie er betonte.

Trotzdem wirft der Fall die Frage auf, warum der Mann von den Behörden nicht stärker ins Visier genommen wurde. Ein Sprecher des Sicherheitsdiensts der Polizei PST sagte dazu, das Video sei nicht als ernsthafte Drohung angesehen worden. Dies, weil es sich bei dem Inhalt um unspezifische Bedrohungen gehandelt habe.

Kongsberg
Die Polizei in Kongsberg ermittelt weiter gegen den Angreifer. - keystone

Die Kompetenz der Sicherheitsbehörden wird nun angezweifelt. Dies, da die Opfer wohl alle erst getötet wurden, nachdem die Polizei den Angreifer erstmals gestellt hatte. Er konnte den Beamten zunächst entkommen und wurde erst rund eine halbe Stunde später festgenommen.

Ein Gericht ordnete am Freitag für den Dänen vier Wochen Untersuchungshaft an. Die ersten zwei Wochen muss er isoliert verbringen. Ausserdem verhängte das Gericht ein Besuchs-, Medien- und Briefverbot.

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