Nach einer Protestaktion in Schweden bestellt die türkische Regierung den Botschafter in Schweden ein. Dies wird Schwedens Weg in die Nato weiter erschweren.
Nato-Beitritt
Finnlands Aussenminister Pekka Haavisto (l), Schwedens Aussenministerin Ann Linde und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nehmen an einer Pressekonferenz nach der Unterzeichnung der NATO-Beitrittsprotokolle für Finnland und Schweden teil. Olivier Matthys/AP/dpa - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem Protest im schwedischen Stockholm wurde eine Erdogan-Puppe aufgehängt.
  • Die türkische Regierung bestellt daraufhin den schwedischen Botschafter ein.
  • Die Aktion wird Schwedens Nato-Beitritt nicht vereinfachen.

Eine Protestaktion mit einer an den Füssen aufgehängten Erdogan-Puppe in Stockholm hat neuen Zwist zwischen der Türkei und Schweden verursacht. Die türkische Regierung bestellte als Reaktion darauf den schwedischen Botschafter ein. Auch strich sie einen geplanten Besuch des schwedischen Parlamentspräsidenten Andreas Norlén in Ankara.

Schwedens Weg in die Nato, den die Türkei seit Monaten blockiert, ist damit um eine Hürde reicher geworden. Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte Schweden gemeinsam mit Finnland die Aufnahme in die Nato beantragt. Der Prozess hängt derzeit nach wie vor wegen einer Blockade der Türkei fest.

Ungenügendes Durchgreifen gegen «terroristische» Gruppierung

Ankara wirft besonders Schweden unter anderem vor, nicht entschieden genug gegen Personen und Gruppierungen vorzugehen, die Ankara «terroristisch» nennt. Gleiche Vorwürfe macht Ankara aber auch immer wieder etwa Deutschland oder Frankreich, beides Nato-Partner.

«Die PKK und YPG legen Schweden Minen auf den Weg zur Nato-Mitgliedschaft. Es liegt nun an Schweden, ob es diese Minen räumt oder wissentlich darauf tritt.» Dies sagte der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstagabend zu der umstrittenen Aktion in Stockholm.

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Der türkische Präsident Erdogan - keystone

Damit machte er Anhänger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG, die Ankara als Ableger der PKK betrachtet, für den Vorfall verantwortlich und nannte ihn am Freitag «rassistisch» und ein «Hassverbrechen».

Die Protestaktion hatte sich in Blicknähe des Stockholmer Rathauses zugetragen. Fotos in den sozialen Medien zeigten, dass dort eine dem Präsidenten Erdogan ähnelnde Puppe an den Füssen aufgehängt wurde. Dahinter steckten offenbar Aktivisten einer schwedischen Organisation. Diese bezeichnet sich selbst als «ein Netzwerk für Solidarität und Austausch mit der revolutionären Bewegung in ganz Kurdistan».

Sie wollten Erdogan damit in die Nähe des faschistischen italienischen Diktators Benito Mussolini stellen. Dessen Leiche wurde 1945 kopfüber in Mailand aufgehängt.

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