Die Italienerin Ilaria Salis muss sich in Ungarn vor Gericht verantworten, weil sie Nazis angegriffen haben soll. Ihre Vorführung in Ketten sorgt für Empörung.
Ilaria Salis Graffiti Rom
Strassenkunst für Ilaria Salis nahe der ungarischen Botschaft in Rom. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Italienerin Ilaria Salis soll mit zwei Komplizen in Ungarn Neonazis verprügelt haben.
  • In Budapest erschien sie nun in Ketten vor Gericht.
  • Medien und Politik protestieren gegen die demütigende Darstellung der Angeklagten.
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Die 39-jährige Lehrerin Ilaria Salis aus Mailand ist in Budapest angeklagt, zwei Neonazis in Tötungsabsicht angegriffen zu haben. Die Tat soll sich 11. Februar 2023 ereignet haben, als sich Rechtsextreme aus ganz Europa zu einer Art jährlichen Gedenktag in der Stadt versammelten. Bei der Veranstaltung kam es zu massiven, gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Rechten und linken Gegendemonstranten.

«Demütigung für die gesamte EU»

Wie unter anderem der «Tagesanzeiger» berichtet, sorgt nun der Prozessauftakt für massiven Unmut. Der Anwalt von Salis und Medien wie «La Stampa» warfen der Justiz vor, die Angeklagte «wie ein Tier» zu behandeln.

Tatsächlich war die 39-Jährige gefesselt und an einer leinenähnlichen Kette in den Gerichtssaal geführt worden. Auch während der Anhörung wurden ihr die schweren Ketten nicht abgenommen. Hiermit, so ein Kommentator in «La Stampa», werde nicht nur Salis gedemütigt, sondern ganz Italien und die übrige EU.

Meloni kontaktiert Orbán im Fall Ilaria Salis

Selbst Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni habe inzwischen Anlass gesehen, in Aktion zu treten. So habe sie ihren Polit-Freund und ungarischen Premier Viktor Orbán im Fall Ilaria Salis kontaktiert. Zudem sei der ungarische Botschafter ins römische Aussenministerium einbestellt worden, Aussenminister Antonio Tajani rief Ungarn auf, EU-Regeln zu achten.

Meloni Orbán Ilaria Salis
Trotz politischer Nähe soll Meloni Orbán im Fall der demütigenden Vorführung von Ilaria Salis kontaktiert haben. (Archivbild) - keystone

Bereits seit ihrer Festnahme sorgt der Umgang mit Ilaria Salis immer wieder für Empörung. Wiederholt wandte sich der Vater der Aktivistin an die Öffentlichkeit und beklagte eine «unmenschliche Behandlung» seiner Tochter in Ungarn. Unter anderem gibt es Berichte über Misshandlungen, winzige Zellen «voller Ratten und Bettwanzen» und das Fehlen von Wechselkleidung.

Ungarische Justiz wittert Verleumdung

Die ungarische Strafvollzugsbehörde weist derweil jegliche Vorwürfe als «traurig und unmoralisch» sowie Verleumdung zurück. Ihre Überzeugungskraft dürfte der aktuelle Kettenauftritt von Ilaria Salis jedoch kaum stärken. Der nächste Prozesstag ist für Mai angesetzt, der Aktivistin drohen bis zu elf Jahre Haft.

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