Im Berufungsprozess zum vereitelten Anschlag im Thalys 2015 hat ein Pariser Gericht die lebenslange Haftstrafe gegen den Angeklagten Ayoub El Khazzani bestätigt.
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Das Wichtigste in Kürze

  • El Khazzani: «Ich schäme mich für das, was ich getan habe».

Er habe sich «terroristischer Mordversuche» schuldig gemacht, urteilte der Richter David Hill am Donnerstag in Paris und bestätigte auch die Verurteilung zu anschliessender Sicherungsverwahrung. Der 33 Jahre alte Marokkaner hatte sich kurz vor der Urteilsverkündung reuig gezeigt.

Bereits im ersten Prozess vor zwei Jahren war El Khazzani zur lebenslanger Haft verurteilt worden. Drei Mitangeklagte wurden für schuldig befunden, El Khazzani und Abaaoud bei der Einreise in die EU geholfen zu haben. Sie wurden zu Haftstrafen von sieben bis 27 Jahren verurteilt. El Khazzani war der einzige, der in Berufung gegangen war.

Am Donnerstag zeigte er vor Gericht Reue. «Ich versichere Ihnen, dass ich alles bereue, was ich getan habe. Es ist ein bitteres Bedauern. Ich schäme mich für das, was ich getan habe», sagte er. Der Richter liess sich davon nicht überzeugen. «Es besteht ein Zweifel, ob er seine Tat wirklich in Frage stellt», sagte er. El Khazzani habe während des Berufungsverfahrens wenig nützliche Aussagen gemacht.

El Khazzani hatte im August 2015 mit einer Kalaschnikow, einer Pistole und einem Cutter bewaffnet den Thalys-Zug von Amsterdam nach Paris bestiegen. Wegen des beherzten Eingreifens mehrerer Passagiere und weil seine Waffen mehrfach nicht auslösten, wurden letztlich nur zwei Menschen verletzt.

El Khazzani hatte nach eigener Aussage im Auftrag der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gehandelt. Er erklärte vor Gericht, dass er keine Zivilisten hatte töten wollen, sondern Mitarbeiter der EU-Kommission, die seiner Ansicht nach für Angriffe auf Syrien verantwortlich gewesen seien.

Dies überzeugte die Staatsanwaltschaft jedoch nicht, die für ihn lebenslange Haft gefordert hatte. «Wir dürfen El Khazzani nicht die Gelegenheit geben, das zu Ende zu bringen, was er nicht ausführen konnte», sagte die Staatsanwältin. «Sein Ziel war es, so viele Menschen wie möglich zu töten.»

Sein Anschlagsversuch im Thalys wurde auch deswegen verhindert, weil sich unter den Passagieren drei US-Soldaten in Zivil befanden, die dabei halfen, den Angreifer zu überwältigen. Sie wurden in Frankreich später mit der Aufnahme in die Ehrenlegion ausgezeichnet. Der US-Regisseur Clint Eastwood verfilmte den Fall unter dem Titel «The 15:17 to Paris», die US-Bürger spielen sich darin selbst.

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