Amoklauf in Graz: Täter beschäftigte sich wohl mit School Shootings
Vor dem Amoklauf in Graz soll der Täter sich intensiv mit dem Massaker von Columbine beschäftigt haben, wie ein Foto aus den sozialen Medien zeigt.

Bei dem Amoklauf in Graz tötete ein 21-Jähriger zehn Menschen, darunter neun Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. Eine Lehrerin erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen.
Elf weitere Personen wurden verletzt, einige davon schwer und mussten intensivmedizinisch behandelt werden. Österreichs Kanzler sprach von einer nationalen Tragödie und drückte den Angehörigen sein Beileid aus
Die Tat hat in der gesamten Gesellschaft Bestürzung und Trauer ausgelöst. Die Stadt Graz und das Bildungsministerium arbeiten eng zusammen, um die Betroffenen zu unterstützen.
Amoklauf in Graz hat Bezug zu internationalen School Shootings
Der Amoklauf in Graz weist Parallelen zu ähnlichen Vorfällen an Schulen in anderen Ländern auf. Auch bei den School Shootings in den USA handelte es sich um Einzeltäter, die gezielt Schüler und Lehrkräfte angriffen.

Wie bei anderen School Shootings wurde der Amoklauf in Graz mit legal erworbenen Waffen ausgeführt. Die Suche nach Motiven und möglichen Warnsignalen steht laut «Tagesschau» nun im Mittelpunkt der Ermittlungen.
Das digitale Phantom: Spurensuche im Netz
Der Amokläufer von Graz galt zunächst als nahezu unsichtbar im Internet, Ermittler fanden anfangs kaum Spuren zu seiner Person. Doch nach und nach tauchten mehrere Social-Media-Accounts auf, die mit hoher Wahrscheinlichkeit dem 21-jährigen Täter zugeordnet werden konnten.
User der Plattform Reddit sammelten Hinweise und setzten so das digitale Puzzle zusammen. Einer der entdeckten Accounts auf X (ehemals Twitter) enthielt nur einen einzigen Beitrag:

Ein Foto, aufgenommen auf einer Schultoilette, gepostet am Tag der Tat um 9:48 Uhr. Es wird vermutet, dass dieses Bild im WC der Schule entstand, wo sich der Täter offenbar auf seine Tat vorbereitete.
Die Selbstinszenierung des Täters
Das Motiv des Fotos erinnert an frühere Aufnahmen von Attentätern, die sich kurz vor ihren Taten selbst inszenierten. Als Profilbild nutzte der Täter das Porträt eines der beiden Columbine-Attentäter, wie «apa» berichtet.
Die Polizei bestätigte die Echtheit des Fotos aus Ermittlerkreisen und verfolgt entsprechende Hinweise weiter. Auch auf Tumblr wurde ein Account gefunden, auf dem der Täter Bilder der später verwendeten Tatwaffe veröffentlichte.
Die Tragödie von Columbine
Im April 1999 verübten die Schüler Eric Harris und Dylan Klebold einen Amoklauf an der Columbine High School in Colorado. Sie hatten ursprünglich geplant, mit selbstgebauten Bomben ein Massaker mit hunderten Opfern zu verursachen.

Doch die Sprengsätze explodierten nicht wie vorgesehen. Daraufhin begannen die beiden Täter, auf Mitschüler und Lehrer zu schiessen.
Innerhalb weniger als einer Stunde töteten sie zwölf Schüler und einen Lehrer und verletzten 24 weitere Menschen schwer. Die meisten Opfer wurden in der Bibliothek erschossen, bevor sich die Täter dort das Leben nahmen.
School-Shootings: Referenzen und Symbolik
Die Online-Postings, Fotos und Referenzen zeigen, dass sich der Täter intensiv mit früheren Schulmassakern auseinandersetzte. Besonders das Columbine-Massaker diente beim Amoklauf in Graz offenbar als Vorbild.
Medienberichte und Experten warnen seit Jahren vor dem Nachahmungseffekt solcher Gewalttaten. Videos der Columbine-Täter, bekannt als «Basement Tapes», kursieren in einschlägigen Online-Communities und werden dort glorifiziert.

Auch der Grazer Amokläufer postete Ausschnitte dieser Videos im Netz. In den sozialen Netzwerken hat sich eine Szene gebildet, die School-Shooter verherrlicht.
«Kulturelles Skript» für Amokläufe
Der kanadische Journalist Malcolm Gladwell beschrieb diese Entwicklung bereits 2015 als eine Art ideologische Bewegung mit eigenen Traditionen. Die Columbine-Täter hätten laut «Der Standard» erstmals ein «kulturelles Skript» für School-Shootings geschaffen, das seither immer wieder kopiert wird.
Dabei geht es laut Extremismusforschern vor allem um Gewalt um der Gewalt willen. In einschlägigen Online-Foren und Netzwerken haben sich Subkulturen mit eigenen Symbolen und Sprachcodes entwickelt, die Aussenstehenden kaum zugänglich sind.
Die Täter suchen oft gezielt nach Aufmerksamkeit und Anerkennung innerhalb dieser Szene. Behörden und Schulen stehen vor der Herausforderung, Frühwarnzeichen zu erkennen und rechtzeitig zu intervenieren, um weitere Tragödien zu verhindern.