Eine Untersuchung von Forschern der Universität Innsbruck zeigt, dass alpine Fliessgewässer schneller als erwartet wärmer werden – und dies besonders in den Wintermonaten. Für die Studie wurden Langzeit-Messdaten der Flüsse Inn und Grossache analysiert, teilte die Uni am Mittwoch in einer Aussendung mit. Der Ökologe Georg Niedrist warnte vor «weitreichenden Folgen für den Lebensraum Fluss».
Bever GR
Ein Bach in Bever GR. - keystone

Niedrist hatte für den Inn die Daten der vergangenen 45 Jahre zur Verfügung, für die Grossache jene der vergangenen 25 Jahre. In Inn und Grossache stieg die Wassertemperatur um 0,24 und 0,44 Grad Celsius pro Jahrzehnt, auch die jährlichen Höchst- und Tiefsttemperaturen stiegen im Beobachtungszeitraum signifikant und die warmen Perioden wurden deutlich länger.

Dabei zeigte besonders das vergangene Jahrzehnt einen starken Anstieg der niedrigsten und höchsten Wassertemperaturen pro Jahr, welcher mit dem Anstieg der lokalen Lufttemperaturen korreliere, hiess es. Die fünf höchsten Tagesmittelwerte des Inns wurden beispielsweise alle im Zeitraum von 2013 bis 2020 gemessen und seit mehreren Jahren hat die Wassertemperatur im Inn nicht mehr den Gefrierpunkt erreicht – auch nicht für wenige Stunden.

«Vor allem aufgrund der neu aufgezeigten Erwärmung der Gewässer im Winter müssen wir von drastischen Auswirkungen auf die winterliche Entwicklung von Kaltwasserorganismen wie beispielsweise der Bachforelle ausgehen», sagt der Ökologe.

Niedrist betonte die Wichtigkeit der Wassertemperatur für das Leben in den Flüssen: «Die Wassertemperatur reguliert die biologische Aktivität und das Wachstum wassergebundener Organismen, sie hat Einfluss auf physikalische und chemische Eigenschaften des Wassers, was zum Beispiel die Löslichkeit von Sauerstoff oder Mineralien betrifft, und steigende Wassertemperaturen ermöglichen das Einwandern gebietsfremder Arten oder begünstigen auch Parasiten.»

Ausserdem würde die Wassertemperatur durch ihren Einfluss auf die biologische Aktivität auch wichtige Ökosystemprozesse wie die Zersetzung von organischem Material und letztlich auch die Selbstreinigungskraft der Gewässer regulieren.

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