Aus der Haft heraus hat Kremlkritiker Alexej Nawalny zu Protesten in Russland aufgerufen. «Geht hinaus und fürchtet Euch nicht», schrieb der Oppositionelle.
Kremlkritiker Nawalny Berufungsverfahren
Alexej Nawalny, Kremlkritiker und Oppositionsführer, spricht und gestikuliert während einer Live-Übertragung seiner Anhörung im Berufungsverfahren und ist auf einem Monitor zu sehen. Ein russisches Gericht hat die 30-tägige Haftstrafe von Kremlkritiker Alexej Nawalny bestätigt. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Alexej Nawalny ruft zu neuen Protesten auf.
  • Zuvor hatte ein Berufungsgericht seine Haftstrafe bestätigt.

Aus der Haft heraus hat Kremlkritiker Alexej Nawalny zu neuen Protesten in Russland aufgerufen. «Geht hinaus und fürchtet Euch nicht», schrieb der Oppositionelle in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Aufruf. «Niemand möchte in einem Land leben, in dem Willkür und Korruption herrschen.

Wir haben die Mehrheit auf unserer Seite.» Die Kundgebungen sollen nach Angaben von Nawalnys Helfern am Sonntag stattfinden. Am vergangenen Samstag waren nach Schätzungen der Organisatoren in Russland bis zu 300'000 Menschen einem Aufruf Nawalnys gefolgt.

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Der Kremlgegner Alexei Anatoljewitsch Nawalny im Gerichtssal. (Archivbild) - dpa

Nur wenige Stunden zuvor hatte am Donnerstag ein russisches Gericht seine 30-tägige Haftstrafe bestätigt.

Den per Video aus der Haft übertragenen Auftritt nutzte der 44-Jährige ebenfalls, um sich an die Demonstranten zu wenden. Neben seiner Inhaftierung waren Nawalnys Enthüllungen über einen riesigen Palast am Schwarzen Meer Grund für die grosse Beteiligung. In dem Film, der bereits fast 100 Millionen Mal angeklickt wurde, wirft der Oppositionelle Kremlchef Wladimir Putin vor, sich für 100 Milliarden Rubel (1,1 Milliarden Euro) ein «Königreich» gebaut zu haben. Der Kreml bestreitet dies.

Protestaufrufe dieser Art werden in Russland immer wieder bestraft

Mit Blick auf die hohe Klickzahl meinte Nawalny nun: Wenn allein zwei Prozent der Betrachter auf die Strasse gingen, reiche dies aus, um alle «Stammgäste der Wasser-Diskothek» (Palast) zur Vernunft zu bringen. Er umarme alle, die diese einfache Rechnung verstanden und sich an Protesten beteiligt hätten, «um sich an ihre Rechte zu erinnern und ihre Ängste zu vergessen». Protestaufrufe dieser Art werden in Russland immer wieder bestraft. Eine Genehmigung für Demonstrationen gibt es wegen der Corona-Pandemie nicht mehr.

An der Passkontrolle ist Kremlkritiker Alexej Nawalny (M) - hier mit seiner Frau Julia - abgeführt worden. Foto: Mstyslav Chernov/AP/dpa
An der Passkontrolle ist Kremlkritiker Alexej Nawalny (M) - hier mit seiner Frau Julia - abgeführt worden. Foto: Mstyslav Chernov/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Nawalny war vergangene Woche kurz nach seiner Rückkehr aus Deutschland in einem Eilverfahren zu 30 Tagen Haft verurteilt worden. Er soll gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstossen haben, während er sich in Deutschland von einem Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok erholte. Ihm drohen viele Jahre Gefängnis und mehrere Prozesse.

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