80 Jahre nach Krieg: Deutsch-russische Freundschaft beendet
Am 8. Mai jährt gedenkt Deutschland der Befreiung vom Nationalsozialismus. Doch der Krieg in der Ukraine belastet die Beziehung zum einstigen Befreier Russland.

In Deutschland steht der 8. Mai traditionell für das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung vom Nationalsozialismus. Jahrzehntelang war der Tag Anlass für gemeinsames Gedenken und Versöhnung.
Doch der Krieg in der Ukraine wirft einen Schatten auf die Erinnerungskultur und die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland.
Gedenken an Kriegsende ohne russische Vertreter
In der Vergangenheit war es selbstverständlich, dass auch russische Vertreter an den Gedenkveranstaltungen teilnahmen. Dieses Jahr jedoch wurden offizielle russische Gäste vielerorts ausgeladen.

Das Auswärtige Amt hat für Bund, Länder und Kommunen eine Handlungsempfehlung verfasst, wie «Tagesschau» berichtet: «Keine Einladung an russische und belarussische Vertreter zu Gedenken».
Russland nicht einzuladen, ist Ausdruck der aktuellen politischen Lage und der Solidarität mit der Ukraine. In Zeiten von Krieg in der Ukraine sei es nicht vertretbar, Vertreter des Aggressors in den offiziellen Rahmen einzubinden.
Lammert zweifelt an Vorgaben
Auch bei der zentralen Gedenkstunde am 8. Mai im Bundestag sind die Botschafter dieser beiden Länder ausdrücklich nicht eingeladen. Sollten russische Vertreter dennoch unangekündigt zu Veranstaltungen erscheinen, können Einrichtungen vom Hausrecht Gebrauch machen.
Das Auswärtige Amt begründet die Massnahme mit der Gefahr der Instrumentalisierung und dem Schutz ukrainischer Gäste. Kritiker wie der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert hegt laut «ZDF» Zweifel an der Notwendigkeit einer so pauschalen Vorgabe.

Das Einfühlungsvermögen der Veranstalter sei oft hilfreicher als staatliche Anweisungen. Bei aller Rücksichtnahme auf aktuelle Konflikte verdienten die Opfer des Krieges weiterhin Respekt.
Russische Botschaft will dennoch teilnehmen
Die russische Botschaft reagierte empört auf die Ausladung. Sie betonte, der 80. Jahrestag des Sieges über den Nationalsozialismus sei ein bedeutender Tag für alle Völker der ehemaligen Sowjetunion.
Sie kündigte an, auch ohne Einladung das Andenken an die sowjetischen Opfer und Befreier an öffentlich zugänglichen Orten zu ehren. Die deutschen Behörden sehen sich in einem Spannungsfeld zwischen historischer Verantwortung und aktueller politischer Realität.
Deutsch-russischen Kontakte durch Krieg in der Ukraine eingebrochen
Früher wurde die Rolle der Alliierten, insbesondere der Roten Armee, als Befreier vom Nationalsozialismus betont. Nun rückt immer stärker die eigene Verantwortung und das Streben nach moralischer Integrität in den Vordergrund.
Deutschland blicke laut «Berliner Zeitung» heute mit grosser Selbstgewissheit auf seine Geschichte. Dies sei auf jahrzehntelange Aufarbeitung der Vergangenheit und das Festhalten an westlichen Werten zurückzuführen.
Der Krieg in der Ukraine hat die deutsch-russischen Kontakte auf ein historisches Tief geführt. Wo einst kultureller Austausch und wirtschaftliche Zusammenarbeit gepflegt wurden, herrschen nun Misstrauen und Distanz.
Tag der Befreiung steht bevor
Am Tag der Befreiung wird ohne Russland an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa am 8. Mai 1945 erinnert. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte damals bedingungslos, womit die NS-Herrschaft endete.

Der Tag steht für die Befreiung vom nationalsozialistischen Terrorregime und das Ende von Verfolgung und Krieg. Millionen Opfer des Nationalsozialismus und des Krieges werden an diesem Tag besonders gewürdigt
In Deutschland ist der 8. Mai ein Gedenktag, der an die Hoffnung auf Frieden und einen demokratischen Neuanfang erinnert. In einigen Bundesländern ist er zudem ein offizieller Feiertag.