Das Neuenburger Start-Up Megaverse hat zur Prävention von Cyberkriminalität eine Software entwickelt, die als Lernplattform für Unternehmen dient.
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Cyberkriminalität ist und bleibt ein weitverbreitetes Problem (Symbolbild). - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Schweizer Lernplattform soll Unternehmen vor Cyberkriminellen schützen.
  • Zu den ersten Kunden zählt eine Privatbank und eine Versicherung.
  • Das Start-Up Megaverse erachtet die Marktchancen für aussichtsreich.

Um Unternehmen, Organisationen und Regierungen vor den immer dreisteren Attacken der globalen Armada von Cyberkriminellen zu schützen, entwickeln helle Köpfe laufend noch stabilere Schutzschilder, noch dickere Brandmauern und noch smartere Virenkiller.

Das Problem: Sobald nur ein Mitarbeitender die virtuellen Abwehrtruppen im falschen Moment, zu spät oder gar nicht in die Schlacht schickt, kann der Feind ungehindert hinter die erste Frontlinie gelangen. Oft mit verheerenden Folgen für das gesamte System.

Anders formuliert: Auch mit den besten IT-Programmen für Cybersicherheit ist eine Organisation nicht vollumfänglich gegen Angriffe von aussen geschützt. Der Faktor Mensch bleibt ein erhebliches Restrisiko und damit der entscheidende Faktor, ob Kriminelle früher oder später trotzdem Einlass finden.

Aus unterschiedlichen Studien und Erhebungen geht hervor, dass es zu über 80 Prozent menschliches Fehlverhalten ist, dass Cyberkriminellen, vorbei an Sicherheitssoftwares, das Eindringen in unternehmerische Netze ermöglicht.

Lernplattform passt sich dem Nutzerniveau an

Genau hier setzt Megaverse an. Das Neuenburger Start-up hat eine Software in Form einer adaptiven Lernplattform entwickelt, über die Mitarbeitende von Unternehmen gezielt im Umgang mit allen möglichen Cybergefahren geschult werden können.

Die Lernplattform kann dabei ganz spezifisch auf die individuellen Bedürfnisse und Risiken des jeweiligen Unternehmens adaptiert werden.

Um das zwanghafte und fordernde Element des Begriffs «Schulung» zu zerstreuen, handelt es sich beim Megaverse-Programm um eine bewusst unterhaltsam gestaltete SAAS-Plattform («Software as a Service»), die den Nutzern einen spielerischen und interaktiven Zugang zur Materie erlauben soll.

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Die Plattform soll einen spielerischen und interaktiven Zugang zur Materie erlauben (Symbolbild). - Pixabay

«Jedes Training passt sich dem individuellen Lernniveau des Benutzers an und stellt mittels künstlicher Intelligenz immer neue Aufgaben zur Verfügung», erklärt Greg Roy, Mitgründer von Megaverse und treibender Kopf hinter der Entwicklung des Programms.

Durch einen automatischen Feedbackprozess würden zudem die individuelle Cyber-Security-Strategie sowie das Wissen jedes einzelnen Anwenders laufend optimiert.

«Nutzniesser sind letztlich die Unternehmen, die dank gut geschulten Mitarbeitenden ihr Risiko, Opfer von Cyberattacken zu werden, erheblich vermindern können», so Roy.

Versicherung und Privatbank zählen zu ersten Kunden

Die Botschaft ist im Markt auf offene Ohren gestossen. Die Ersten, welche die Software von Megaverse bereits im Unternehmen implementiert haben, sind unter anderem eine national agierende Versicherungsgesellschaft, ein renommiertes Luxusgüterunternehmen sowie eine Privatbank.

Gerade die erste Phase der Zusammenarbeit sei von diesen und anderen Kunden besonders gut aufgenommen worden. «Dies, weil sie sich bei der Gestaltung und Umsetzung der Lernplattform aktiv einbringen und diese mitgestalten können», erklärt Greg Roy.

Ist sie einmal kreiert und aufgeschaltet, steht die Lernplattform allen Mitarbeitenden rund um die Uhr als Desktop-Lösung zur Verfügung. «Das immersive Lernerlebnis stellt den Benutzern auf verschiedenen Niveaustufen insgesamt über 80 realitätsgetreue Aufgaben. Dies unter anderem in den Bereichen Internet, Hardware oder im Umgang mit Passwörtern», so Roy.

Für drei Schweizer Franken pro Monat und Benutzer kann die Plattform in verschiedenen Sprachen genutzt werden. «Die Fortschritte der Mitarbeitenden können intern konsequent mittels Reports ausgewertet und analysiert werden.»

Richtig anwenden statt permanent erneuern

Was die zwei Megaverse-Gründer Cécile Maye und Greg Roy mit der Liveschaltung der ersten Version im Januar 2019 in die Tat umgesetzt haben, geistert den beiden seit vielen Jahren im Kopf herum.

Roy beschäftigte sich an der ETH Lausanne (EPFL) schon 2007 mit virtuellen und erweiterten Realitäten (virtual / augmented Reality) sowie Edutainment-Technologien.

Kennengelernt haben sie sich schliesslich über den vom Bund geförderten Verband «Virtual Switzerland», so Maye früher beschäftigt war.

Cécile Maye Megaverse
Cécile Maye von Megaverse. - zVg

«Nach mehreren Brainstorming-Gesprächen hatten Greg und ich damals Idee, ein neues Trainingsformat zu etablieren, das auf adaptivem Lernen basiert und auf Cybersicherheit spezialisiert ist.» Warum Cybersicherheit?

«Auf Basis von Studien hatten wir damals erkannt, dass es gerade für Grosskonzerne ein riesiges Bedürfnis ist, ihre Teams lückenlos hinsichtlich einer erfolgreichen Verteidigung gegen aktive und kreative Hacker zu schulen.»

Megaverse ist Teil des EdTech Colliders der EPFL und profitiert von fortschrittlichen lokal entwickelten Technologien.

Cybersicherheitsbildungsmarkt wächst stätig

Ihre eigenen Marktchancen erachten Maye und Roy für aussichtsreich. Der globale Cybersicherheitsbildungsmarkt wachse rasant und werde sich von einer Milliarde US-Dollar im Jahr 2014 bis 2027 vermutlich verzehnfachen.

Megaverse sei gut aufgestellt, um diesen Boom mit anzutreiben. Eine gezielte Expansion in Europa, USA und Asien sei zum gegebenen Zeitpunkt jedenfalls angedacht.

«Unser Fokus richtet sich auf Unternehmenskunden mit 1500 und mehr Mitarbeitenden», sagt Greg Roy. Viele dieser Unternehmen würden heute Tausende von Franken und Arbeitsstunden in immer neue Sicherheitssoftwares investieren.

«Unser Angebot ist eine interessante Alternative, die ihnen ermöglicht, sich mittels einer lückenlos sachgerechten Anwendung von bestehenden Softwares vor Übergriffen zu schützen.»

Im Oktober 2019 will Megaverse die finale Version der Plattform live schalten. Den Breakeven wollen die beiden Jungunternehmer bereits Ende 2020 erreichen.

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