Digital Assets wie Kryptowährung sind im Trend – auch in der Schweiz wird starkes Wachstum erwartet. Doch es gibt Risikofaktoren zu beachten.
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Celsius: Die Krypto-Firma ist pleite. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Es wird ein Wachstum von digitalen Anlagemöglichkeiten erwartet.
  • Auch der Schweizer Finanzmarkt ist dabei beliebt.
  • Kryptowährungen und Co. bergen aber auch Gefahren.

«Digital Assets», zu denen etwa Kryptowährungen oder auch digitale Aktien gehören, erleben einen wahren Boom. Experten rechnen in den nächsten Jahren mit einem starken Wachstum neuer Anlageklassen. Sie sehen den Schweizer Finanzplatz in einer guten Position. «Die Schweiz mischt vorne mit», erklärt Cédric Lüscher vom Beratungsunternehmen zeb.

Der Unternehmensberater ist auf den Finanzdienstleistungssektor spezialisiert. Die Experten schätzen das aktuelle Marktvolumen im Bereich Digital Assets in der Schweiz auf rund 21 Milliarden Franken. Im letzten Jahr seien es rund 7 Milliarden gewesen. 2024 sollen es je nach weiterer Entwicklung der Rahmenbedingungen gemäss zeb-Prognose bereits bis zu 53 Milliarden sein.

Dass die Wachstumsaussichten für «Digital Assets», die auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) basieren, sind in der Schweiz gross. Das liegt laut zeb auch an den klaren regulatorischen Rahmenbedingungen. Diese würden Rechtssicherheit und damit unternehmerische Freiheiten schaffen, was wiederum den Zufluss von Investorengeldern begünstige.

Schweizer Handelsplätze für digitale Wertpapiere

Dank dem im laufenden Jahr in Kraft getretenen DLT-Gesetz sind mittlerweile hierzulande eine Reihe von Handelsplätzen für digitale Wertpapiere entstanden. Dazu gehören die Handelsplattform «SygnEx» der Kryptobank Sygnum. Ebenso wie die Westschweizer Taurus Digital Exchange (TDX) wie auch der Marktplatz SME-X der Berner Kantonalbank. Mitte November nahm auch die Digitalbörse SDX des Börsenbetreibers SIX mit einer ersten «digitalen Anleihe» den Betrieb auf.

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Bei Sotheby's kann man mit Kryptowährungen bezahlen. Foto: Marijan Murat/dpa - dpa-infocom GmbH

Mit dem wachsenden Interesse an Kryptowährungen wie Bitcoin, wie auch an digitalen Aktien und sogenannten Security Token, die handelbare digitale Versionen von Anteilsrechten an Anleihen oder Immobilien darstellen, sollten sich nach Ansicht der zeb-Experten auch die hiesigen Vermögensverwalter auseinandersetzen: «Denn insgesamt schreitet die Adoption von DLT-basierten Angeboten vor allem bei grossen Unternehmen eher zögerlich voran», meint Lüscher.

Dahinter stecken teilweise rein praktische Gründe wie etwa fehlende Liquidität und unregulierte Handelsplätze. Ein weiterer Grund ist, dass die USA in diesem Bereich noch wenig regulatorische Tatsachen geschaffen haben. Institute mit «US-Exposure» zeigen sich daher klar zaghafter als Banken mit einem Inlandfokus.

Vor allem Kryptowährungen werden auch als neues Risiko für den Schweizer Finanzplatz gesehen. Das hielt auch jüngst ein Bericht des Bundes zur Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung fest. Das Geldwäschereirisiko in der Schweiz habe sich zwar seit 2015 nicht grundlegend verändert.

Kryptowährungen sind Gefahrenfaktoren

Unter anderem Kryptowährungen seien aber neue Gefahrenfaktoren. Das heisst es im Bericht der interdepartementalen Koordinationsgruppe zur Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung (KGGT).

Der Handel mit Kryptowährungen über unregulierte Plattformen sei zwar noch anzutreffen. Aber er unterscheide sich fundamental von den Nachverfolgungsmöglichkeiten, welche die meisten Blockchains bieten. Gerade hierzulande seien die Vermögensverwalter auch dank den im Vergleich zum Ausland sehr klar formulierten Richtlinien daher in der Lage, geltende Anforderungen wie Kundenidentifikation (KYC) und Geldwäschereibestimmungen (AML) bei Digital Assets Transaktionen einzuhalten, betont Lüscher.

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Die US-Börsenbehörde SEC stockt ihr Team für Kryptowährung auf. - pixabay

Zudem gehe es vorderhand vielmehr um die dahintersteckende Technologie als um den reinen Handel mit Kryptowährungen: «Themen wie die Handelbarkeit von ansonsten illiquiden Vermögenswerten wie Kunst und sonstigen Wertgegenständen; oder die Erhöhung von Transparenz und Verfolgbarkeit stellen im DLT-Bereich ebenfalls einen hohen Mehrwert dar», erklärt Lüscher.

Keine kompletter Ersatz von traditionellem Banking

Der zeb-Experte zeichnet vier Hauptszenarien für den Einfluss von DLT auf den Schweizer Finanzplatz: Diese reichen von einem vorübergehenden Hype bis hin zur «Disintermediation». Will heissen, der dezentrale Ansatz ersetzt das Banking und alle Intermediäre wie Banken und Börsen werden obsolet.

Eine Revolution erwartet aber auch der Bankberater nicht. Das erläutert er am Beispiel der zuletzt boomenden Anwendungen im Bereich dezentraler Finanzlösungen (DeFi): «Solche Ansätze werden sicherlich vermehrt eine Rolle spielen. Einen kompletten Ersatz des klassischen Bankensystems wird es schon aufgrund regulatorischer Bedenken nicht geben», gibt er sich überzeugt.

Die grösste Wahrscheinlichkeit eines möglichen Zukunftsszenarios zur Nutzung von DLT räumt Lüscher der Prozessoptimierung ein; etwa in der Handelsfinanzierung oder bei der Bilanzsteuerung Verwendung finden wird: «Dabei wird die Blockchain schlussendlich hauptsächlich zwischen Unternehmen eingesetzt werden, um die Kosten zu drücken», so seine Prognose.

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