Streit um Hongkong: China wirft EU «Einmischung» vor
Der diplomatische Streit um Hongkong spitzt sich zu: Wegen eines EU-Massnahmenpakets gegen das Hongkong-Sicherheitsgesetz werden Vorwürfe aus Peking laut.

Das Wichtigste in Kürze
- Chinas Regierung kritisiert die EU-Massnahmen gegen das Hongkong-Sicherheitsgesetz.
- Die Massnahmen umfassen ein Embargo auf Protest-Niederschlagung und Verfolgungsschutz.
- Laut Aussenministeriumssprecher Wang Wenbin gefährde dies den Wohlstand Hongkongs.
Im Streit um Hongkong hat China der Europäischen Union «Einmischung in innere Angelegenheiten» vorgeworfen. Der Sprecher des Aussenministeriums, Wang Wenbin, kritisierte am Mittwoch vor der Presse in Peking das neue EU-Massnahmenpaket.
Dieser wurde von EU-Staaten als Reaktion auf das neue Staatssicherheitsgesetz in der chinesischen Sonderverwaltungsregion vorgelegt. «Hongkong ist allein eine innere Angelegenheit Chinas», sagte der Sprecher.

Die Massnahmen sehen eine Einschränkung von Exporten vor, die zur Niederschlagung von Protesten oder zur Überwachung genutzt werden können. Auch werden Möglichkeiten zur Unterstützung der Zivilgesellschaft geprüft. So könnte es mehr Stipendien für Studenten oder einen einfacheren EU-Schutz für Aktivisten geben, die sich politisch verfolgt fühlen. Prozesse gegen demokratiefreundliche Aktivisten in Hongkong will die EU genau beobachten.
Wang: «EU gefährdet Wohlstand und Stabilität Hongkongs»
«Da die EU sich angeblich um Hongkong sorgt, und Stabilität zu sehen hofft, sollte sie konkret in diese Richtung arbeiten. Dies, anstatt einseitige Gegenmassnahmen zu ergreifen, die Hongkongs Wohlstand beeinträchtigen», kritisierte Wang. Er verteidigte das Staatssicherheitsgesetz, das Schlupflöcher im Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong stopfe und zur Stabilität beitragen werde.
In Hongkong gibt es seit einem Jahr Proteste gegen die chinatreue Regierung und den Einfluss der kommunistischen Führung in Peking. Hauptkritikpunkt der EU ist der Erlass des neuen Gesetzes zum Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong Ende Juni.

Es richtet sich vage gegen Aktivitäten, die Peking als subversiv, separatistisch, terroristisch oder verschwörerisch ansieht. Kritiker sehen ein Ende des Prinzips «ein Land, zwei Systeme». Nach diesem System wird die frühere britische Kronkolonie seit der Rückgabe 1997 an China autonom mit eigenen Freiheitsrechten verwaltet.
Die Massnahmen der EU sind vergleichsweise moderat und bleiben hinter dem Vorgehen der USA zurück. Von wirtschaftlichen Strafmassnahmen oder einer möglichen Sanktionierung chinesischer Politiker, die für das Sicherheitsgesetz verantwortlich sind, ist nicht die Rede. Zudem wird es in vielen Bereichen den Mitgliedstaaten überlassen bleiben, ob und wie sie die Massnahmen anwenden.