Xinjiang ist von Unterdrückung und Diskriminierung geprägt. Trotzdem ist die chinesische Provinz zu einem regelrechten Touristen-Magneten geworden.
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Ein Tourist schiesst ein Foto in der Provinz Xinjiang. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die in der Provinz Xinjiang wohnhaften muslimischen Uiguren werden von China unterdrückt.
  • Sie werden in «Bildungszentren» gesteckt, die der Umerziehung dienen.
  • Trotz der Diskriminierung ist die Region unter Touristen sehr beliebt.

Die Taklamakan-Wüste, die schneebedeckten Berge von Tianshan oder der Karakul-See: Das Bild, das China offiziell von der Provinz Xinjiang zeichnet, entspricht dem eines touristischen Idylls. Dabei herrschen in der im Nordwesten des Landes gelegenen Provinz Diskriminierung und Unterdrückung.

Menschenrechtsorganisationen werfen China vor, muslimische Uiguren in Internierungslagern festzuhalten und ein beispielloses Überwachungssystem installiert zu haben.

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Bilder wie diese locken immer mehr Touristen nach Xinjiang. - Pixabay

Mehr als eine Million Uiguren und Angehörige anderer muslimischer Minderheiten sollen in Xinjiang in Umerziehungslagern inhaftiert sein. Dort sollen sie zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen und zu «guten» chinesischen Staatsbürgern gemacht werden. Peking bestreitet dies und spricht von «Bildungszentren», die dem Kampf gegen islamistische Radikalisierung dienten.

Paralleluniversum

Gleichzeitig boomt der Tourismus in der Provinz, die unter anderem an Afghanistan und Pakistan grenzt. Für die – meist chinesischen – Touristen haben die Behörden allerdings ein Paralleluniversum geschaffen. Darin ist von den gewaltigen Repressionen gegen die muslimischen Bewohner nichts zu spüren.

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Der Eingang eines Internierungslagers in Xinjiang. - Keystone

«Auf mich persönlich wirkte es nicht so, (...) als lebten die uigurischen Gemeinschaften in Angst», sagt der Tourist William Lee der Nachrichtenagentur AFP. Der Dozent unterrichtet seit zehn Jahren an chinesischen Universitäten und besuchte Xinjiang im Juni.

Xinjiang laut Reisebüro «sehr stabil»

Fast nirgendwo sonst in China wächst der Tourismus so schnell wie in Xinjiang. Auch die massive Präsenz bewaffneter Polizei und die zahllosen Überwachungsstellen konnten dieses Wachstum nicht bremsen: 2018 lag die Zahl der Touristen im Vergleich zum Vorjahr nach offiziellen Angaben um 40 Prozent höher.

2020 will die Region nach Angaben des Tourismusbehörde 300 Millionen Besuche von Touristen verbuchen. Und damit doppelt so viele wie 2018. 600 Milliarden Yuan (85 Milliarden Franken) an Einnahmen soll die Tourismusbranche dann erzielen.

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Eine Uigurin geht an einer Moschee in Xinjiang vorbei. - Keystone

«Xinjiang ist sehr stabil», sagt Wu Yali, Betreiberin eines Reisebüros, AFP. Zwar seien die Touristen nicht an die straffen Sicherheitsbedingungen gewöhnt, doch «nach ein paar Tagen passen sie sich an».

Unsichtbare Gewalt

Der Zuwachs an Touristen ist von China gewollt - was sie in Xinjiang sehen, wird allerdings von den Behörden gesteuert. Die ausserhalb der touristischen Hochburgen gelegenen Internierungszentren für Uiguren bekommen Besucher nicht zu Gesicht.

Während einer sechstägigen Reise durch Xinjiang stiessen AFP-Journalisten in der Nähe solcher Internierungslager immer wieder auf Strassensperren. Ausserdem wurden sie von Sicherheitskräften weggeschickt.

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