Eine Aktivistengruppe in den USA fand mehr als 450 Lager in denen China über eine Million Menschen der ethnischen Minderheit der Uiguren festhalten soll.
Uiguren
Uigurische Männer auf dem Weg zu einer Moschee in Kaschgar - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • US-Aktivisten entdeckten über 450 Orte in denen China Uiguren festhalte.
  • Die Anzahl der inhaftierten Uiguren dürfte somit wohl weit über eine Million liegen.
  • Chinas Führung nennt diese Lager «Bildungszentren» gegen islamische Radikalisierung.

US-Aktivisten haben in China nach eigenen Angaben hunderte bislang unbekannte Lager zur Inhaftierung von Angehörigen der muslimischen Minderheit der Uiguren entdeckt. Die in Washington ansässige Gruppe East Turkistan National Awakening Movement (ETNAM) erklärte am Dienstag, mehr als 450 Orte lokalisiert zu haben, an denen China Uiguren festhalte. Die Regierung in Peking wies die Anschuldigungen zurück.

Die Aktivistengruppe, die für die Unabhängigkeit der grösstenteils muslimischen Region Xinjiang in China eintritt, erklärte, die geografischen Koordinaten von rund 180 Lagern ausfindig gemacht zu haben, in denen Uiguren zum Verzicht auf ihre Kultur gezwungen würden. Zudem seien sie auf rund 200 weitere mutmassliche Gefängnisse sowie rund 70 mutmassliche Arbeitslager gestossen.

Inhaftierte Uiguren sind weitaus mehr als eine Million

Ein Grossteil der Orte sei bislang unbekannt gewesen, sagte der Aktivist Kyle Olbert, weshalb die Organisation davon ausgehe, dass die Gesamtzahl der von China inhaftierten Uiguren weitaus höher sei als die bislang genannten eine Million. Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Andres Corr, der die Aktivistengruppe berät, sagte, rund 40 Prozent der erwähnten Standorte seien zuvor nicht offiziell als Gefängnisorte bekannt gewesen.

China Flagge
Eine chinesische Flagge weht neben einer Sicherheitskamera der Firma Hikvision an der Aussenseite eines Geschäfts. - dpa

Das chinesische Aussenministerium bezeichnete die Vorwürfe als «unbegründet». Uigurische Aktivisten seien «seit Langem Aktivitäten nachgegangen, die der nationalen Sicherheit Chinas schaden», sagte ein Sprecher des Ministeriums in Peking. Es sei «für alle klar zu sehen», dass die Regierung in den vergangenen Jahren die «ethnische Einheit und soziale Harmonie» in der Provinz Xinjiang gefördert habe.

Die mehr als zehn Millionen Uiguren sind eine turkstämmige muslimische Minderheit und leben mehrheitlich in der Region Xinjiang im Nordwesten Chinas. Nach wiederholten gewaltsamen Angriffen von Uiguren hat China in den vergangenen Jahren auch mit Hilfe modernster Technologie die Überwachung der Minderheit massiv ausgeweitet.

Zehntel der Bevölkerung in Lagern

Menschenrechtsorganisationen prangern die Unterdrückung der Uiguren an. Demnach sind mehr als eine Million Uiguren und Angehörige anderer muslimischer Minderheiten in sogenannten Umerziehungslagern inhaftiert, wo sie zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache gezwungen werden. Die chinesische Führung bestreitet die Vorwürfe und spricht von «Bildungszentren», die dem Kampf gegen islamistische Radikalisierung dienten.

Die USA hatten Anfang Oktober wegen Chinas Umgang mit den Uiguren 28 chinesische Regierungsorganisationen und Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt. Zudem schränkte Washington die Vergabe von US-Visa an Mitarbeiter der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei ein.

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