China hat seine wirtschaftlichen Wachstumsziele stark zurückgeschraubt. Grund sind steigende Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg.
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Xi Jinping, Präsident von China. Foto: Li Xueren/XinHua/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Chinas Regierung hat die Planvorgabe auf nur noch 5,5 Prozent gesetzt.
  • Grund sind Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine.

Niedrigstes Wachstumsziel seit drei Jahrzehnten: Wegen steigender Unsicherheiten auch durch den Ukraine-Krieg senkt Chinas Regierung die Planvorgabe für die zweitgrösste Volkswirtschaft auf nur noch 5,5 Prozent.

Doch sollen die Militärausgaben mit Blick auf die Spannungen mit Taiwan, den USA und asiatischen Nachbarn mit 7,1 Prozent stark steigen. «Sich wandelnde Dynamiken im In- und Ausland deuten darauf hin, dass unser Land dieses Jahr auf viel mehr Risiken und Herausforderungen stossen wird», sagte Regierungschef Li Keqiang zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking.

Chinas Wirtschaft leidet an schrumpfender Nachfrage

Er stimmte die Nation auf ein schwieriges Jahr ein: Chinas Wirtschaft leide unter dem «dreifachen Druck» schrumpfender Nachfrage, gestörter Lieferketten und abnehmender Erwartungen, begründete der Premier die Senkung der Wachstumsvorgabe.

Auch fehle es der globalen Erholung an Antrieb. Selbst das niedrigere Ziel zu erreichen, «erfordert harte Anstrengungen», sagte Li Keqiang am Samstag in seiner einstündigen Rede vor den knapp 3000 Delegierten in der Grossen Halle des Volkes.

Neue Raketentests von Nordkorea

Der Auftakt wurde von einem neuen Raketentest Nordkoreas überschattet. Dass Machthaber Kim Jong Un ausgerechnet den Beginn der einwöchigen Tagung in Peking für seine neue militärische Provokation ausgesucht hat, dürfte bei seinem grossen Nachbarn für Irritationen sorgen. Doch ging der Premier in seiner Rede nicht darauf ein.

Auch erwähnte Li Keqiang den Krieg in der Ukraine mit keinem Wort. China steht in der Kritik, weil es die russische Invasion nicht verurteilt und Russlands Präsident Wladimir Putin kräftig Rückendeckung gibt, indem es die USA und die Osterweiterung der Nato kritisiert.

Kim Jong Un
Der nordkoreanische Führer Kim Jong Un winkt nach einer Parade zum 70. Jahrestag der Gründung Nordkoreas der Menge zu. - dpa

Vor dem Hintergrund des russischen Einfalls in der Ukraine wachsen auch die Sorgen, dass China ähnlich eine Eroberung Taiwans versuchen könnte. Der Premier bekräftigte den Willen zur «Wiedervereinigung» mit Taiwan und wandte sich gegen «ausländische Einmischung». Während der Gesamthaushalt nur um 3,9 Prozent zulegt, steigt der Militäretat mit 7,1 Prozent so stark wie seit drei Jahren nicht.

Peking betrachtet das freiheitliche Taiwan nur als Teil der Volksrepublik und droht mit einer Eroberung. Die USA haben sich der Verteidigungsfähigkeit Taiwans verpflichtet und liefern Waffen. Für den Fall eines chinesischen Angriffs sieht US-Präsident Joe Biden die «Verpflichtung», Taiwan auch militärisch zu Hilfe zu kommen.

Nicht nur globale Risiken, sondern auch hausgemachte Probleme wie Immobilienkrise, Überschuldung und Energiemangel drücken auf das Wachstum. Es bestünden «viele potenzielle Risiken» im Wirtschafts- und Finanzsektor, sagte Li Keqiang. Im Vorjahr hatte seine Regierung als Wachstumsziel noch «mehr als sechs Prozent» vorgegeben. Doch wuchs die Wirtschaft auch wegen der niedrigen Vergleichsbasis durch die Pandemie im Vorjahr sogar um 8,1 Prozent. Die Dynamik schwächte sich im vierten Quartal mit vier Prozent Wachstum aber deutlich ab.

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