In Afghanistan kommt es weiter zu Protesten, trotz der Versuche der militant-islamistischen Taliban, diese teils mit Gewalt zu unterdrücken.
taliban
Frauen wollen sich nicht durch die Taliban unterdrücken lassen - eine gefährliche Angelegenheit. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz teils gewaltsamem Einschreiten der Taliban reissen die Proteste in Kabul nicht ab.
  • Am Mittwoch demonstrierten erneut Frauen gegen die neue Herrschaft.
  • Die lokale Berichterstattung durch afghanische Medien wurde durch die Taliban unterbunden.

Am Mittwoch demonstrierten rund 20 Frauen im Stadtteil Dascht-e Bartschi im Westen der Hauptstadt Kabul, wie auf Videos in sozialen Medien zu sehen war und lokale Journalisten berichteten. Die Frauen riefen «Ein Kabinett ohne Frauen wird versagen» und kritisierten damit die am Dienstag verkündete Übergangsregierung der Taliban, die ein reines Männerkabinett ist.

Protest in Afghanistan
Die Menschenrechte in Afghanistan müssen gewährleitet sein - keystone

Sie hielten auch Schilder mit den Worten «Arbeit, Bildung, Freiheit» und «Wieso sieht die Welt stillschweigend zu?» hoch. Ein kleinerer Frauenprotest wurde auch aus der Stadt Faisabad im Norden berichtet, der lokalen Medienberichten zufolge aber schnell aufgelöst wurde.

Proteste dauern an

In Kabul finden den dritten Tag in Folge Proteste statt. Die Demonstrationen richteten sich bisher teils gegen eine mutmassliche Einmischung Pakistans in Afghanistan, forderten teils mehr Frauenrechte oder kritisierten die gewaltsame Übernahme der Provinz Pandschir durch die Taliban am Montag.

Afghanistan crisis - protest in Kabul
Die Demonstrationen werden in gewissen Gebieten toleriert, wie in Kabul, aber zum Beispiel in Herat unterdrückt. - keystone

In den Provinzen Gasni und Ghor verhinderten die Islamisten am Dienstag laut Einwohnern Demonstrationen. In der Stadt Herat im Westen kam es am Dienstag zu gewaltsamen Zusammenstössen. Ein Aktivist aus der Stadt sagte am Mittwoch, es seien mindestens zwei Demonstranten getötet und sieben verwundet worden, nachdem Taliban Schüsse abfeuerten, um die Demonstranten auseinanderzutreiben.

Fernsehen darf nicht mehr berichten

Die grössten lokalen TV-Sender haben am Mittwoch offensichtlich die Berichterstattung über die Proteste eingestellt. Am Dienstag hatten Taliban eine Gruppe von Reportern und Kameramännern für mehrere Stunden festgenommen, nachdem sie über den Protest in Kabul berichteten.

Afghanistan
Ein afghanischer Moderator wird von Taliban umringt. Seit heute darf das Fernsehen nicht mehr über die Proteste berichten. - Twitter/@BBCYaldaHakim

Auch am Mittwoch kam es offenbar erneut zu Zusammenstössen mit Medienvertretern. Ein Reporter der «Los Angeles Times» schrieb auf Twitter, er und sein Fotograf seien von Taliban herumgeschubst worden, als sie versuchten, über einen Frauenprotest in Kabul zu berichten.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

FotografTwitterTalibanProtestGewalt